Golden Smog – Another Fine Day

Damit war nicht zu rechnen. Vermutlich haben sie selbst nicht mehr damit gerechnet, acht Jahre nach dem letzten Album „Weird Tales“. Am Anfang des vierten Golden Smog-Werks stand diese Song-Anfrage für einen Corvette-Werbespot – am Ende steht eine reizvolle Song-Kollektion, die das Semi-Allstar-Projekt um Ex-Jayhawks-Kopf Gary Louris bei allem adhoc-Geist und aller stilistischen Offenheit mehr denn je wie eine richtige Band wirken lässt.

Das muss an Spanien liegen. An der Südküste, in Puerto De Santa Maria, hat Louris nicht nur einen alten Kumpel mit Studioanschluss, sondern neuerdings auch einen Zweitwohnsitz. Beim Transfer für die vierwöchige Aufnahmeklausur kamen Gepäck und Gitarren abhanden, das Equipment vor Ort ließ auch Wünsche offen. Die Engpässe waren der Konzentration aufs Wesentliche dienlich, was Golden Smog nicht daran hindert, den Titelsong lustvoll an dissonante Ränder zu treiben oder mit „Beautiful Mind“ einen wuchtig wuchernden Psych-Rocker aufzufahren. Im Zentrum von „Another Fine Day“ indes steht die kleine, feine Fingerübung mit individueller Note.

Marc Perlman punktet nebst lokaler Gast-Sängerin Muni Camon mit dem lieblichen Folk-Pop „Cure For This“, Kraig Jarret Johnson mit einem schmissig geschrammelten „Frying Pan Eyes“ und dem leicht überdrehten Piano-Pop „I Can“. Gary Louris mit dem geloopten Kammer-Stück „Gone“ und „Think About Yourself“, einem herrlich verlorenen Weckruf als Gute-Nacht-Gruß. Dan Murphy darf erwartungsgemäß einen „Hurricane“ anblasen, überrascht aber auch mit dem elegischen „Never Felt Before“.

Und Jeff Tweedy? Musste leider passen für Spanien und konnte erst zum Finale in Minneapolis dazustoßen. Was seine Beiträge nicht verzichtbarer macht, neben einem schönen Dave-Davies-Covcr („Strangers“) zumal die mit Louris verfassten Akustik-Stücke. „Long Time Ago“ ist ein zärtlicher Familienschnappschuss, „Listen Joe“, von Louris hinreißend gesungen, eine langsam ins Nichts trudelnde Ode an jemanden, der leider nicht mehr da sein kann. „Surprise, surprise, everyone dies…

Und die „Corvette“-Nummer? Auch gestorben. Aber nur als Werbesong. Vielleicht doch ein bisschen zu viel echtes Garagen-Feelingaus einer Zeit, da Autofahrmusik oder Radio-Pop noch keine Schimpfwörter waren. Oder lag’s am Slogan? „Don’t it blow your mind like the first time“, wollen Golden Smog wissen und jubilieren in Siegerlaune: „the dream is never over“ – dann eben in eigener Sache.

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