Green Day :: American Idiot

Krieg inspiriert. Green Day schreiben eine Polit-Punk-Oper.

Das muss man ihnen lassen: Während sich die gleichaltrigen The Offspring inzwischen mit bunten Videos über Skater, Loser und Leichtbekleidete hemmungslos der Dienstleitung hingeben, versuchen Green Day es jedenfalls. Auszudrücken, mitzuteilen, festzuhalten, dass das alles so nicht weitergehen kann. Ergebnis sind doofe Bandfotos mit Sprengstoffgürteln auf der einen und das beste Album der Karriere auf der anderen Seite.

Sänger und Gitarrist Billie Joe Armstrong hat bereits regelmäßig sein Talent bewiesen, ein paar smarte Ohrwürmer zu schreiben. Jetzt tobt er sich aus auf einem für eine Poppunkband regelrecht progressiven Album. „Jesus Of Suburbia“ heißt das neunminütige Schlüsselstück, mit dem Green Day in fünf Kapiteln und mehr stilistischen Wendungen als in ihrer bisherigen Karriere über den Schatten der Belanglosigkeit springen. Die Basis der Platte bleibt zwar eingängiger Punk – standardisiertes Melodiegeknüppel wie „St Jimmy“ oder der Titelsong belegen das -, aber der Gedanke, das wie ein Musical verknüpfte Konzeptwerk in Theatern aufzuführen, scheint nicht gänzlich abwegig. Denn einige Momente, die Green Day 2004 produzieren, sind zwar etwas naiv, aber durchaus ergreifende Auszüge aus dem jungen Herzen Amerikas: das melancholische „Boulevard Of Broken Dreams“ z.B., das Chor-dominierte „Are We The Waiting“ oder die Ballade „Wake Me Up When September Ends“. Lieder wie diese transportieren die Verbindung von Green Days sympathischer Eingängigkeit mit dem neuen, angemessenen Ernst auf beeindruckende Weise.

Was so ein Sprung von drei auf vier Akkorde gepaart mit Angst doch alles bewirken kann – wobei offen bleibt, was davon zuerst da war.“American Idiot“ ist nicht unverzichtbar, aber bemerkenswert.

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