Green Day :: Nimrod

Ganz schön schwierig, seinen Haß am Kochen zu halten. Schon lange weiß das Billie Joe Armstrong, der Green Day einst gründete, um sich seinen täglichen Frust von der Seele zu schrubben, dann aber ziemlich zügig in die Rockmühle geriet. So was wie Haß und Haltung wirkt immer daneben, wenn man erstmal als Pin-up für die „Bravo“ posiert hat, und deshalb taten die Kalifornier auch ganz gut daran, aufzutreten, als wären sie beim Stagediving auf den nackten Boden geknallt Ihre Videos spielten in der Klapse, fürs Fernsehen gaben sich Green Day gern mal meschugge. Was okay war, denn den Affen zu machen, kann ja auch als Punkrock durchgehen. Verwirrt, verquollen, die Haare verfärbt – das funktioniert, wenn der Refrain stimmt und die Riffs nicht zu kompliziert sind. Und trotz allem

Geblöke der immer viel zu alten Rockschreiber, die das natürlich alles früher bei den Undertones oder auch The Jam viel besser gehört hatten, war den Songs eine gewisse Chuzpe nicht abzusprechen.

In ihren guten Momenten war die Musik von Green Day wie eine schöne Melodie, die dich durch die Straßen treibt – zermürbend und euphorisierend zugleich. Das Beste am neuen Album ist denn auch die nervöse Nummer „Uptight“, die sich kurzzeitig in die Hookline von Blondies „Dreamin'“ einklinkt. Ansonsten allerdings wirkt „Nimrod“, so der Titel der Neuen, wie ein Versuch, auf Teufel komm raus das Punkrock-Format zu sprengen. Was bei dem Trio heißt: den Punk löschen, den Rock strecken. Zu träge, zu unentschieden, zu lang ist dieses Album. Ein ambitiöses Gähnen, das sich gleich über 18 Kompositionen erstreckt – Streicher und Congas inklusive.

Daß Armstrong zwischendurch dann doch immer wieder von seinem Haß auf die Welt faselt, kann natürlich auch nicht mehr vertuschen, in welchem Zustand sich Green Day 1997 befinden: zermahlen von der garstigen Rockmühle. 1,5

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