Gretchen Peters :: Circus Girl

Manchmal markanter, manchmal banaler Nashville-Mainstream

Kann man machen: Der Name der jetzt auch schon 53-jährigen Gretchen Peters ist hierzulande bisher in der Regel nur jenen verschrobenen Menschen bekannt, die gern die Songwriter-Credits des gehobenen Nashville-Mainstreams zwischen Trisha Yearwood („On A Bus To St. Cloud“) und Patty Loveless („You Don’t Even Know Who I Am“) studieren. Da erscheint ein Best-of-Streifzug durch immerhin schon vier eigene Alben seit 1996 als tourvorbereitende Markteinführungsmaßnahme durchaus sinnvoll.

Zu entdecken ist mit „Circus Girl“ eine Frau mit zart-markanter Stimme, die in ihren besseren Momenten durchaus am selben Trapez wie etwa Mary Chapin Carpenter schwingt – die aber auch nicht davor gefeit ist, das Erhabene einfach mal als banalen Zauberhuttrick durch die Manege zu ziehen. Peters hat vor allem ein sicheres Händchen für bildhafte, eingängige Analogien („If Heaven“, „This Town“), für eine Runde Nachbarschaftskuscheln („Sunday Morning“) und die Überhöhung des Alltags an der Bar und anderswo („The Secret Of Life“).

Ihr kommerziell größter Song darf hier nicht fehlen:“Independence Day“ brachte 1995 das Country-Hip-Thema „Häusliche Gewalt“ auf den Punkt. Peters‘ eigene Version gerät zwar kraftvoller als die Hit-Ausgabe von Martina McBride. Doch insgesamt weicht die Produktion trotz deutlicher Folk-Note kaum von dem ab, was auch ihre prominenteren Interpretinnen anbieten – gehobener Mainstream halt. Zuletzt sang Gretchen Peters auf „One To The Heart, One To The Head“ im Western-Duo mit Tom Russell. Davon findet sich leider kein Song auf „Circus Girl“. Hätte aber auch nicht recht gepasst. (India/Rough Trade) Jörg Feyer

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