Hamilton Leithauser

Black Hours

Domino/ Good To Go

Der Walkmen-Sänger emanzipiert sich mit atmosphärischem Pop

Als die beste amerikanische Gitarrenband der vergangenen zehn Jahre, The Walkmen, im November 2013 einen „extreme hiatus“ ankündigten, konnte man noch nicht ahnen, wie viel neue Musik uns diese Hiobsbotschaft bescheren würde: Drei Bandmitglieder arbeiteten da schon an Soloalben. Der musikalische Alleskönner Walter Martin hat die 50s-Pop-Nostalgie auf seinen neuen Songs weiterverfolgt, der Gitarrist Peter Matthew Bauer belehnt den verwaschenen Walkmen-Sound für seinen Alleingang – und Sänger Hamilton Leithauser? Der scheint sich ein bisschen emanzipieren zu wollen von seiner Indie-Rock-Vergangenheit.

„Black Hours“ beginnt mit Piano und Cello, sirrenden und gezupften Geigen: „Do you ever wonder/ Why I sing these love songs/ When I have no love at all?“, croont er und klingt dabei herrlich räudig und liebeskrank, dann ertönt ein Marimbaphon wie auf einer Götz-Alsmann-Platte, und er schunkelt mit „The Silent Orchestra“ durch den Raum. Doch es bleibt nicht so manierlich manieriert: „Alexandra“ klingt mit verstimmten Klavieren und Mundharmonika doch wieder wie ein Walkmen-Track, und im fantastischen „11 O’Clock Friday Night“ findet seine neue Begleitband, zu der etwa Vampire Weekends musikalischer Kopf Rostam Batmanglij, Morgan Henderson von den Fleet Foxes und Richard Swift von den Shins gehören, einen ganz eigenen Sound, der wirklich wie eine Mischung aus den Stärken der Beteiligten klingt.

Auf der zweiten Seite von „Black Hours“ verdichtet sich das Ganze zu atmosphärischem Pop. „Self Pity“ heißt das erste und beste Beispiel, das zweite, „I Retired“, mündet in einen Elvis-Pastiche mit Gospel-Backing: „As long as I can keep this train a-rollin’/ Schubi-doo-ah, a-ha/ And all my friends will always know/ I’ll never be alone.“ Wenn man Freunde wie Hamilton Leithauser hat, kann man die Band ruhig mal in Urlaub schicken.