Hans Theessink :: Homecooking

Drei-CD-Box des niederländischen Blues-Traditionalisten

Es werden immer weniger, seit Kelly Joe Phelps mit Corinne West neuerdings lieber auf den Spuren von Gram Parsons und Emmylou Harris wandelt und Corey Harris die Wonnen des Reggae entdeckte. Verlassen kann man sich noch auf Guy Davis, der dem Country Blues nie abgeschworen hat. Und dann ist da auch noch der Niederländer Hans Theessink, der immer eher der Tradition des am Ufer des Mississippi geborenen Big Bill Broonzy anhing, aber die Kunst der nach Chicago ausgewanderten Gitarristen deswegen nicht gering schätzte. „When Luther Played The Blues“ ist sein Nachruf auf einen der nicht ganz so erfolgreichen Vertreter des elektrisch verstärkten Großstadt-Blues.

Wie er es in der akustisch musizierten Blues-Tradition zur Meisterschaft brachte, demonstriert auf dem „Blues Cooking“-Album dieses Drei-CD-Sets überzeugend „Louisiana Man“. Auf die Idee, Blues mit Gospel-Elementen anzufüttern, kam vor ihm zwar nicht nur Ry Cooder. Aber es gelang auch Theessink etwa bei „Where The Southern Crosses The Dog“ so authentisch wie seinen amerikanischen Idolen. Mit Leon Redbone verbindet ihn nicht nur das Faible für die vom Dixieland infizierte Variante des New-Orleans-Blues, sondern auch die Tatsache, dass sie denselben – Theessink hier bei „My Baby Changed The Lock On Her Door“ – mit so tiefer Stimmlage vortragen.

Dass er sich nicht nur als Blues-Spezialist verstanden wissen möchte, sondern musikalisch auch im weiten Feld diverser Gattungen daheim ist, die man heute unter dem Begriff Roots zusammenfasst, demonstriert die Auswahl der „Song Cooking“-CD. Das sind Ausflüge in Folk-, Country- und Cajun-Gefilde. Bei „Set Me Free“ handelt es sich nicht um den Ray-Davies-Song, „Homeless“ ist kein Paul-Simon-Cover, und „Roll With The Punches“ und „Sail Away“ stammen nicht von Randy Newman, das sind alles Hans-Theessink-Originale. Er hat offenbar die Angewohnheit, gelegentlich die Songtitel berühmter Kollegen auszuleihen. Auch auf der „Live Cooking“-CD findet man bis auf zwei Traditionals ausschließlich Songs aus eigener Feder – in konzertanten Mitschnitten. (SBC/Sony) Franz Schöler

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