Hayden – The Closer I Get

Hayden Desser macht, was er wilL Was sonst erwartet man von einem Wonderboy aus Kanada, der sein erstes Album praktisch alleine im Kinderzimmer seines Elternhauses aufgenommen hat und über Songs verfugt,

die an der richtigen Stelle weh tun? dZverythinglLongFor“ hieß Haydens Debüt vor zwei Jahren – eine Sammlung von kargen, knapp erzählten Stories über das Leben hinter der verregneten Fensterscheibe. Dabei war oft nur die akustische Gitarre, der künstlerischen Ruppigkeit wurde kaum Produktion entgegengesetzt Und jetzt? Schon die Ankündigung, Hayden sei für sein neues Album nicht nur in einem, sondern gleich in mehreren professionellen Aufnahmestudios tätig gewesen, habe sogar mit anderen Musikern zusammengespielt, verursachte unheilbeschwörende Magenschmerzen.

Grundlos, zum Glück. Hayden verzichtete bei „The Closer I Get“ nicht völlig auf die heimische Klause, sondern spielte jeweils einen Song im Studio ein, brütete zu Hause noch mal alles aus und begab sich sodann in ein weiteres Studio für den Endmix. Das Ergebnis ist nicht so zerfasert, wie man denken könnte. Nach anfanglicher Verwirrung über die ungewohnt füllige Instrumentierung und den zuweilen glatten Rocksound, entdeckt man erneut die scheinbar unendliche Melancholie des 27jährigen aus Thornhill, Ontario, der seinem Rollenmodell Neil bung jetzt ein ganzes Stück näher gekommen ist Selbst Namen wie Grant Lee Phillips oder Will Oldham passen als Vergleich.

Doch in Haydens Musik ist es immer noch ein bißchen karger als anderswo. Empfindungen sind einfachund klar: Angst, ein ziehender Schmerz und die Gewißheit, daß Unglück häufiger vorkommt als Glück, Verlust öfter als Gewinn. „When he said the times are changing I thought he meant times were changing for the better but they weren’t“, singt Hayden im Titelsong und stellt klar, daß er zu einer neuen Generation von Folksängern gehört Mit der undurchdringlichen Unbeirrbarkeit eines Serienmörders auf der Pirsch, entnimmt er dem Alternativ-Rock die Lautstärke und wirft sie fort Wer hier Trost sucht, wird enttäuscht Unsicherheit, Ringen mit Verzweiflung, die Suche nach dem richtigen Weg oder einfach nur einem Platz zum Hingehören, darum dreht sich alles, und oftmals rührt der Künstler dabei fast zu Tränen. In „Between Us To Hold“ findet er temporären Halt, ist kurz mit sich und der Welt versöhnt, trauert dann aber bald darauf um so heftiger über das Schicksal von Elvis in „Memphis“.

Am Anfang seiner Karriere spielte Hayden in Kneipen, wo sich die Leute während seiner fragilen Musik lautstark unterhielten. „So I turned up my guitar louder and louder until they started to notice“, gibt Hayden in Interviews zu Protokoll. Noch lauter werden muß er allerdings nicht. 4,0

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates