Hinterland

„Hinterland“ von Annie Proulx versammelt „Neue Geschichten aus Wyoming“ und dürfte vom dortigen Fremdenverkehrsamt mit einem großzügigen Stipendium gefördert worden sein, so liebevoll zeichnet Proulx die hier beheimateten Käuze und so einnehmend kann sie schwärmen von dieser kargen, übersichtlichen und irgendwie wohl auch poetischen Spätwestern-Landschaft. Man versteht nach der Lektüre dieser Storys aus Elk Tooth, Wyoming, die locker miteinander verbunden sind durch ein paar wiederkehrende Lokalitäten und Charakterköpfe, den Erfolg dieser Schriftstellerin. Sie verlangt nicht viel vom Leser, ihre landeskundlichen Anekdoten schnurren schön flink davon, sie hat einen eingängigen, freundlich-humoristischen, selten sarkastischen Ton und läßt doch nie einen Zweifel daran, daß sie hier Kunst macht, indem sie sehr ökonomisch und immer etwas offensichtlich poetische Zeichen setzt. Proulx schreibt artifiziell etwas aufgebockte Unterhaltungsliteratur, wogegen überhaupt nichts einzuwenden wäre, wenn man ihr die Prätention nicht so deutlich anmerkte, doch eigentlich viel mehr zu wollen.

Natürlich professionell durcherzählt, aber man hat leider zu selten den Eindruck, daß die Fiktion mehr ist als eine gut gemachte Fiktion, daß sie wirklich einmal an den Ernstfall kratzt. Und obwohl ihre Protagonisten so farbig und blutvoll gezeichnet werden und vor Vitalität nachgerade dampfen, haben sie doch nie etwa anderes gesehen als die Seiten dieses Buches. (19,90 Euro)

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