Hobotalk – Notes On Sunset

Ein bißchen schlumpfig sieht er aus, so als habe er wieder einmal sein Zuhause nicht gefunden und zu wenig Schlaf bekommen. Er trägt Ringelpullis und komische Kappen, eine Brille auch. Kein Rockstar-Typ, dieser Marc Pilley. Aber ein großer Songschreiber! Daß das Debüt seiner Band Hobotalk, „Beauty In Madness“, im Jahr 2000 weitgehend übersehen wurde, gehört zu den fiesesten Ungerechtigkeiten dieses Geschäfts. Das Major-Label ließ den Schotten prompt fallen, er ist dann erst einmal um die Welt gereist.

Fünf Jahre später gibt es endlich das zweite Hobotalk-Werk. „Notes On Sunset“ ist noch sparsamer instrumentiert, nicht nur eine Frage des Budgets. Pilley weiß, daß er sich auf seine Melodien verlassen kann, die brauchen gar keine aufwendige Unterstützung. Bei „In The Arms Of Love“ hört man lange nur das Piano, dann ein bißchen Gitarre, vor allem aber diese Stimme, die immer traurig klingt und niemals jämmerlich. Eine kluge Entscheidung, sie so weit in den Vordergrund zu rücken, zumal Pilleys Texte rührender kaum sein könnten. Er schämt sich nicht, von einem „Little Light‘ oder dem „Book Of Life“ zu singen, weil er auf dem schmalen Grat zwischen Sentimentalität und Kitsch nie ausrutscht. Er kann es sich sogar erlauben, in „Letter From A Friend“ in die allgegenwärtige Amerika-Kritik einzustimmen, weil er sie so reizend verpackt: „These Californian sunsets don’t mean shit when you’re upset inside/ Stay by me tonight/ ‚Cos I don’t wanna die by the road side“, singt der Einsame, von allen guten Geistern Verlassene – und immer wieder: „Is America dying?“ Vieles bleibt erratisch, manches will man gar nicht so genau verstehen, weil es in seiner Verschwommenheit so schön klingt, daß man diese Anmut nicht durch Analysen zerstören möchte. „Life Among The Graves“ ist so ein Stück, das erstaunlich schwungvolle „On The Edge Of Nowhere“ auch.

Bevor Sie wieder fünf Jahre auf so unprätentiösen, sehnsuchtsvollen Folkpop warten müssen, handeln Sie jetzt. Kaufen Sie ein kleines Stück von Marc Pilley Herz. Er hat bestimmt noch genug davon übrig.

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