Imitations :: Der Düstermann covert Balladen von Cave bis Sinatra

Jetzt ist also auch Mark Lanegan im Alter für Coverversionen. Man mag einwenden, dass er schon vor 14 Jahren das schön tragische Album „I’ll Take Care Of You“ mit Coverversionen vollgepackt hat. Dort hat er sich jedoch im weitesten Sinne Verwandte seiner Daseinssphäre vorgenommen, also schmerzhaft Zerzaustes aus der Country-, Soul-und Folkgeschichte. Diesmal macht er -ein Jahr vor seinem Fünfzigsten -ernst und nimmt sich die populäre Ballade vor, die ihn, sagt er, in seiner Kindheit vor allem wegen der scheinbar dauerbetrübten Männerstimmen beeindruckt habe. So erklärt sich natürlich auch rocknahes Material von John Cale, Nick Cave oder seinem Gutter-Twins-Mitstreiter Greg Dulli.

Dieses steht nun stimmig zeitverloren neben Andy Williams‘ Schmachter „Solitaire“, dem Frank-Sinatra-Standard „Pretty Colors“ und Jacques Preverts „Autumn Leaves“. Letzteres gehört wiederum überraschend in seinem etwas elektronisch buttrigen Arrangement zu den schwächeren Stücken (vor allem, wenn man noch Iggy Pops knödelnd-zärtliche Altmänner-Großbearbeitung des französischen Originals von 2009 im Ohr hat). Dafür gelingt Lanegan zum Beispiel der Bond-Gassenhauer „You Only Live Twice“ (ja, es gibt mit Nancy Sinatra und Chelsea Wolfe auch Frauen, die Vorlagen für dieses Projekt lieferten) mit einer einsam gezupften Gitarre und ein bisschen Raumhall ausnehmend gut. Eine solch sparsame Ausstattung macht auch tatsächlich den Brecht/Weill-Klassiker „Mack The Knife“ zu einem Höhepunkt des Albums.

Anderswo stellt Lanegan wie in Cales „I’m Not The Loving Kind“ mit sachter Elektronik und Orchesterschmelz ansatzweise die Originalatmosphäre her – und auch dies gelingt ihm mit seiner im Rockleben bekanntlich ehrlich geschundenen Stimme meist auf seltsam anrührende, zurückgenommene -und vor allem sehr sympathische Weise, (wofür ich einen halben Bonuspunkt drauflege).(Heavenly/Cooperative)

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