Janove Ottesen – Francis Lonely Niqhts

Janove Ottesen ist mit einigen Wassern gewaschen: gesegneter Fußballer (ehemaliges Mitglied der norwegischen Nationalmannschaft, keine Wettskandale), Freund irischer Wolfshunde, Soundtrack-Komponist, dazu seit einiger Zeit erfolgreich mit dem ehrenwerten Kaisers Orchestra unterwegs. Dort, so wissen wir freudvoll, trifft Tom Waits auf Death-Punk, Polka, Übermut, Gerumpel und Wahnsinn. Ein Riesenspaß, aber Ottesen hat natürlich noch tausend andere musikalische Adern, die im Körper der Hauptband keinen Platz gefunden haben. Die logische Folge: ein Solo-Album, das selbstredend in einer ganz anderen Etage wohnt. „Singer/Songwriter“ ist auf seinem Klingelschild zu lesen, aber Ottesen hat frisch gestrichen und sogar erstmals englische Texte im Angebot.

Was bedeutet: Selbstgefälliges, mürrisches, melodiefreies Gesäusel, das ausschließlich zur akustischen Gitarre vorgetragen wird, sucht man hier vergebens. Stattdessen gibt es fein gewobenes Songwriting unter voller Ausschöpfung der kreativen Mittel. Elliott Smith freundet sich mit Cousteau an, Conor Oberst, Nicolai Dunger und Beck stehen am Wegesrand und nicken wohlwollend. Die Platte öffnet mit dem schwungvollen „Her Face“, ein von Bläsern getragenes Liebeslied, in dem besungen wird, dass das Mädchen wohl nicht mehr zurückkommen wird. Ebenfalls uptempo und mit einer Pedal-Steel verfeinert ist „Juliet“, das bereits Ottesens ganze Klasse aufzeigt.

Jazz, Pop, Country, Rock – alles in einem Stück, und absolut gekonnt arrangiert. Kein Patchwork, sondern, jaja, durchaus die Summe der einzelnen Teile.

Eine schmerzvolle Trennung in „Forget About Me“, die moralischen Grundsatzdiskussionen in „Go Tell Her“. Unbestreitbar der Hit der Platte; irgendwann setzen Streicher ein, eine Mundharmonika wird bemüht; die Sonne geht unter und blutet Etwas an den Haaren herbeigezogen mag die Geschichte vom „Neighbour Boy“ ja sein, aber auch den Blues beherrscht Ottensen recht ordentlich.

Als nächstes will der Tausendsassa übrigens ein auf Beats basierendes Songwriter-Album aufnehmen, welches „funky und mit guten Texten“ ausgestattet sein soll. Aber verzeihen wir ihm doch die vor Begeisterung vielleicht etwas naiv leuchtenden Apfelbäckchen und behalten den Mann lieber genau im Auge. Möglicherweise ja schon der nächste Held, der uns irgendwann einmal aus der Patsche helfen wird.

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