JAZZ von Klaus von Seckendorff

DAVE SAMUELS ist als Mann der Mallets bemerkenswerter, als seine Rolle im Flau-Fusion-Ensemble Spyro Gyra ahnen läßt Dies bestätigt allen, die ihn nicht von Double Image oder dem Caribbean Jazz Prqject her kennen, aufs Prächtigste sein Tribut-Album „Tjader-iced“ (Verve). Ob mit Clare Fischers polyrhythmischen Geniestreich „Bachi“ oder samt Eddie Palmieri im „Duo Plus Four“ – Samuels und seine positiv vorbelasteten Mittäter von David Sanchez bis Ray Barretto haben der Vibraphon-Legende Cal Tjader zu Ehren ein Exempel in Sachen klassischer Latin-Jazz statuiert, das nur in der zweiten Hälfte gelegentlich an Biß verliert. 3,5

Latin-Jazz nicht nur von den üblichen Verdächtigen: Der dänische Pianist THOMAS CLAUSEN überrascht mit einem BRAZILIAN QUARTET. Seine Vorliebe für Fender Rhodes und Flötenklang setzt er auf JkAlow The Moon“ (Stunt Records/sunny moon) originell um, solange er sich nicht vor Chick Corea („You’ve Everything“) verbeugt oder Gastsängerin Caecilie Norby auf Ivan Lins („The Island“) ansetzt. 3,0

Auch von DAVID LIEBMAN war kein brasilianisch getöntes Album zu erwarten, kein – bei aller Liebe zu den komplexen Songs – derart rhythmusbetontes, positiv gestimmtes wie „New Vota“ (Arkadia/sunny moon). Alte Weg- genossen bewähren sich hier auf Latino-Pfaden – Phil Markowitz mit wohldosiertem Einsatz auch synthetischer Keyboard-Klänge, Gitarrist Vic Juris fern aller fingerfertigen Fusion-Glätte, Drummer Jamey Haddad, indem er einem Gast besonders viel Spielraum überläßt: dem PercussionistenCafe. 4,0

Überraschend schließlich auch, daß der mit Balladen von eher düster-lyrischer Qualität bekannt gewordene Flügelhorn-Spezialist TOM HARRELL „Th Art Of Rhythm“ (RCA) in den Vordergrund stellt Er stützt sich dabei vor allem auf sehr originell arrangierte Kurz-Suiten, weniger aufsein eigenes Spiel als auf Gitarren-Klänge (iia. Mike Stern) und Bläser wie David Sanchez und Dewey Redman (der ausgerechnet hier im Latin-Umfeld überzeugend klingt wie schon länger nicht mehr). Und natürlich auf souverän agierende Rhythmiker von Milton Cardona bis zu Leon Parker. 3,5

Wenn eine CD unbedingt als Novität verstanden werden will „So What’s New“ (Telarc), Untertitel: „New CompositionsBy DAVE BRUBECK“-, liegt Skepsis nahe, die der 77jährige Mr. Take Five nicht nur mit der Fünf-Viertel-Rhythmik unterfüttert, sondern auch mit Blockakkorden und nostalgischen Songs. Sein Quartett war dabei ähnlich in seinem Element, wie es Brubecks notorisch konservatives Publikum ebenfalls sein wird beim Hörgenuß dieser geballten Dosis Harmlosigkeit. 2,0

Während Brubeck beim „Chorale“ mit der Chromatik Bachs liebäugelt, ist sein Kollege JACQUES LOUSSIER samt Trio von Johann Sebastian via Vivaldi unlängst zu „Satie“ (Telarc/in-akustik) übergelaufen. Die Begegnung überzeugt vor allem in meditativen Passagen, die den Gymnop^dies und Gnossiennes keinen expliziten Swing aufnötigen. 3,0

Ungleich selbstverständlicher wirken Grenzüberschreitung und meditative Versenkung, wenn der tunesische Oud-Spieler ANOUAR BRAHEM den Bassisten DAVE HOLLAND und JOHN SURMAN (Sopransax, Baßklarinette) zu scheinbar intimen Unisono-Passagen und aufregend unaufgeregten Improvisationen bittet „Thimar“ (ECM) kommt mühelos ohne Schlagzeuger aus – und ohne jede Weltmusik-Attitüde. 3,0

Understatement trägt erheblich bei zum Charme von SHIRLEY HORN. Ihrem verstorbenen Mentor hat sie „Remember Miles“ (Verve) gewidmet Roy Hargrove übernahm dabei die unaufdringlich angelegte Rolle des Trompeters. Shirley Hörn überrascht bei „My Funny Valentine“ mit eigenwilliger Harmonisierung und einem Einstieg auf dem B-Teil. Sie ringt mit der „electric version“ von „My Man’s Gone Now“, bei der Al Foster und Ron Carter ihr Stammtrio erweitern. Um so mehr liegt es der Sängerin und Pianistin, „Summertime“ abseits aller Klischees aufzubereiten. 4,0

Zwei nicht berieselungstaugliche Songs auf „Dance Of The Soul“ – bei einem hemmungslosen Verwässerer wie dem Pianisten RAMSEY LEWIS ein Schritt zum Positiven. 1,5

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