Jeff Lynne’s ELO

Alone In The Universe

Sony

Nostalgiker und Futurologe zugleich: Der Mann mit den Engelsharmonien spielt und singt wieder alles selbst

1971 hat Jeff Lynne sein buntes Raumschiff am Ende der 60er-Jahre geparkt. Irgendwo zwischen „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ und „Let It Be“. Und da steht es noch heute. Er ist Nostalgiker und Futurologe zugleich und glaubt an die ewige Wiederkehr. 14 Jahre nach dem wohl unterschätzten „Zoom“ kehrt er daher nun als Electric Light Orchestra zurück. Er spielt und singt natürlich alles selbst – nur Tamburin und Shaker überlässt er seinem Toningenieur Steve Jay, und zweimal darf die Ehefrau harmonieren. Ansonsten klingt „Alone In The Universe“ tatsächlich, als hätte der letzte Mensch im Universum es aufgenommen. Ins kalte All schauend wärmt er sich an Melodien und füllt den leeren Raum, den man Zeit nennt, mit Erinnerungen.

Der Sänger beginnt natürlich in der Vergangenheitsform: „When I was a boy I had a dream/ All about the things I’d like to be/ Soon as I was in my bed/ Music played inside my head.“ Dazu spielen ein altes Mellotron wie auf „Strawberry Fields Forever“ und Gitarren wie auf „Abbey Road“; am Ende formiert sich alles zu einem „A Day In The Life“-artigen Crescendo. Als Zuhörer ist man im siebten Himmel, auf Wolke neun. Da kann einen auch „Love And Rain“ nicht vertreiben, eine schlimme Bluesmucke mit Gospelchor, wie Eric Clapton sie seit 40 Jahren, nun ja, zelebriert.

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Das Erdige hat Lynne nie gelegen, mit „Dirty To The Bone“ hebt er glücklicherweise zu ätherischen Harmonien und schimmernden Akustikgitarren, wie nur er sie aufnehmen kann, auch schnell wieder ab. Zu „When The Night Comes“ kriecht die Dunkelheit in die Lieder, „The Sun Will Shine On You“ soll Mut machen, stirbt aber in Schönheit, das schmissige „Ain’t It A Drag“ ist „I Drove All Night“ ohne jemanden, der wartet. „All My Life“, sicher der größte Lynne-Schmachtfetzen seit „Need Her Love“ von „Discovery“, klingt wie ein Andenken an bessere Zeiten, „I’m Leaving You“, als hätte das einsame Einmannorchester versucht, die alten Freunde George Harrison und Roy Orbison ins Leben zurückzuholen.

„Talk to me, don’t give me the silent treatment“, singt Lynne in „One Step At A Time“ ins weite All und antwortet sich mit Engelsharmonien selbst. Dann steigt er zurück in sein Raumschiff, es pluckert und es zischt. „All alone in the universe/ No matter where I try to roam/ It only goes to show/ I’m such a long, long way from home.“ Er schaut auf das Radar. Doch das blinkt nur melancholisch. Niemand da.