Jim Lauderdale – Bluegrass/ Country Super Hits Vol. 1

Achtung, dieser Mann wechselt seine Hüte schneller, als die Cops auf der Music Row gucken können! Und jetzt auch noch das: zwei Alben am Stück. Seit er 1991 mit „Planet Of Love“ debütierte, hat sich Jim Lauderdale beharrlich einen Ausnahmestatus in Nashville erarbeitet, den Spagat zwischen Americana-Credibility (als Performer und Künstler) und Mainstream-Erfolg (als Songquelle für Country-Größen wie George Strait, Patty Loveless etc.) bekommt sonst keiner so lässig und überzeugend hin.

Eben noch an der Seite von Ralph Stanley im Grammy-dekorierten Bluegrass-Duo auf „Lost In The Lonesome Pines“ zu finden, machte der fidele Charme-Bolzen von nebenan auch schon gemeinsame Sache mit Grateful Dead-Texter Robert Hunter und den Folk-Hippies Donna The Buffalo. Das Ergebnis nennen sie „a hip country chameleon“.

Wobei dieses Bild womöglich eine Beliebigkeit suggeriert, die Lauderdale immer fremd war. Erstaunlich ist ja gerade, wie präsent und identifizierbar er stets bleibt, zumal als Songschreiber. Der streift sich Bluegrass auf dem ebenso betitelten Album in Songs wie „Mighty Lonesome“, „Time’s A Looking Glass“ und besonders der dunklen Saga „There Goes Bessie Brown“ über wie einen frisch genähten Maßanzug, während an anderer Stelle genug Luft für Interpretationen bleibt. Wo ist der Crooner, der „Forever Ends Today“ in den Hillbilly-Himmel singt? Es muss ja nicht gleich George Jones sein.

Eine Frage hat sich Jim Lauderdale gewiss schon manchmal gestellt: Wenn andere meine Songs in dicke Tantiemenschecks verwandeln, warum probiere ich das nicht mal selbst? Die Antwort heißt „COntry Super Hits Vol.1“ (3), wobei schon die ironische Retro-Optik des fast komplett mit Odie Blackmon verfassten und Bück Owens gewidmeten Albums darauf hindeutet, dass die Vergeblichkeit des Unterfangens bereits mitgedacht ist. Ist ja auch viel zu klassisch und deshalb kaum noch Nashville konventionell, was Lauderdale hier in 13 Songs anbietet. Wir hören gut ausgeleuchtetes, lockergespieltes Genre-Kino, dessen Qualität in den kleinen Details liegt. In der Art etwa, wie die Pedal Steel in „Single Standard Time“ Echo auf Lauderdales Stimme spielt. Oder wie er „Two More Wishes“ einen Rumba-Rhythmus unterschiebt.

Viele Wege führen auch hier in die nächste Bar, wo Lauderdale sogar mit einem gewissen Jesus vor seinem Whiskey hockt, den er (Lauderdale, nicht Jesus) in sein leeres Herz schüttet. „We sat there for hours, I can feel the the grace and power.“ Na, dann doch lieber ein Date mit der Dame, die das furiose „You Can’t Stop Her“ beflügelt hat. Ein neues „King Of Broken Hearts“ hat Jim Lauderdale diesmal leider nicht dabei. Sowas fällt selbst einem Mann mit vielen Hüten nicht jeden Tag aus der Tasche.

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