Joan Osborne – How sweet it is

Okay, das hört sich nicht wirklich spannend an. Joan Osborne singt also Soul-Klassiker nebst Artverwandtem und nimmt damit den Faden wieder auf, den sie vor ihrem einsamen Mitt-Neunziger-Hit „One Of Us“ liegengelassen hatte, in Clubs wie dem New Yorker „Delta 88“, wo sie einst mit der Ekstase der frühen Jahre auf den Spuren von Etta, Aretha und Tina gewandelt war (wie später auf ,Early Recordings“ nachzuhören war).

Dass man der Unternehmung denn doch noch einen Funken Interesse entgegenbringt, liegt allein am Co-Produzenten. John Leventhal hat seine Expertise immerhin schon mit Shawn Colvin und Rosanne Cash nachgewiesen. Aber das sind Songschreiberinnen, während Osborne hier „nur“ interpretiert. Wobei ihr das Bemühen um einen anderen Zugang, um andere Nuancen und Schwerpunkte nicht abgesprochen werden kann. Die besten Resultate machen sogar stutzig. Arethas „Think“ etwa funktioniert gerade deshalb, weil es von einer hier kühl-beherrschten Soul-Domina ums ewige Feuer gebracht wird. Und Leventhals Arrangierkunst blüht in dem fast von ihm im Alleingang erstellten Herzschlag von Otis‘ „These Arms Of Mine“, das Osborne mit desperatem Understatement singt.

Aber „War“ (Edwin Starr) als Lounge-Blues? The Bands „The Weight“ als funky Midtempo-Groover? Auch „Why Can’t We Live Together“ (Timmy Thomas) braucht in dieser Version niemand mehr. Die meisten Songs – von „I´ll Be Around“ (Spinners) über den schaumgebremsten Titelsong (Marvin Gaye) und „Smiling Faces Sometimes“ (Undisputed Truth, mit Gast Isaac Hayes als Isaac Hayes) bis Stevie Wonders ewig aktuellem „Love’s In Need Of Love Today“ – füllen indes die Kategorie „kann, muss nicht“. Womit Joan Osborne letztlich ihre eigene Prophezeiung erfüllt, wonach es „hoffnungslos ist, Klassiker der Popmusik so aufnehmen zu wollen, dass die neue Version noch besser als das Original klingt“. Einsicht ist also doch nicht der erste Weg zur Besserung.

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