Joe Cocker :: Hymn For My Soul

Glatte Rhythm 'n' Blues-Covers mit bekannten Gästen, ohne Risiko

Auf einem der Booklet-Fotos sieht man den Alten auf einem staubigen, nur mit einer nackten Funzel spärlich beleuchteten Speicher – er bückt sich, verbeugt sich geradezu, um in alten Vinyl-Alben zu stöbern. Das soll man wohl symbolisch verstehen. So sieht er sich offenbar gern: als Musik-Archäologe, immer auf der Suche nach Song-Trouvaillen, die er dann mit seinem runtergenudelten, grobkörnigen Stimmbandschleifer noch mal auf Vordermann bringt.

Erstaunlicherweise ist es ganz unwesentlich, wer produziert (diesmal Ethan Jones, den man vor allem von Rufus Wainwright und Ryan Adams kennt), welche musikalischen Koryphäen er sich ins Studio einlädt (etwa Jim Keltner am Schlagzeug. Tom Pettys Heartbreaker Benmont Tench am Piano, Jethro Tull-Keyboarder Dave Palmer usw. usw.), und es ist sogar egal, welche Songs er auf dem Dachboden gefunden hat – es kommt immer dieser glattgewichste, gelegentlich von den Nachbargenres Soul, Rock und Folk befruchtete Rhythm’n’Blues dabei heraus, entspannt, geschmackvoll, zurückgelehnt und vor Gefühligkeit schnaufend. Diese Musik eben, die unbedingt gebraucht wird-in Aufzügen, Herrenboutiquen und Telefonwarteschleifen. Naja, und natürlich vom Die-hard-Cocker-Rezipienten.

Mit Stevie Wonders Nixon-Bashing „You Haven’t Done Nothin'“, das man natürlich als Kommentar zur gegenwärtigen US-Politik verstehen soll – Bush-Polemik gibt’s nun mal gerade im Sonderangebot – probiert er sich gleich im Opener an einer Motown-Adaption, die offensichtlich als Nachfolger von „You Can Leave Your Hat On“ gedacht ist. Vielleicht funktioniert’s ja im Radio.

Dass Cocker hier vorwiegend unbekannteres Material wie die Soul-Petitesse „One Word (Peace)“ von den Subdudes interpretiert, ist einerseits ganz sympathisch, andererseits notwendig. Denn gerade bei den Songs, die man kennt – Dylans „Ring Them Bells“, John Fogertys „Long As I Can See The Light“ und George Harrisons „Beware Of Darkness“ -, stellt sich die Frage, ob hier ein Cover unbedingt nötig war. Noch dazu ein so arschglattes, risikoloses.

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