John Cale – Black Acetate

Jetzt gibt es wieder Singles. Seit 20 Jahren schien es unmöglich zu sein, John Cale an die multimedialen Zeiten anzukoppeln, obwohl er immerhin „Wrong Way Up“ mit Brian Eno aufgenommen hatte, ein allerdings impressionistisches, schüchternes Werk. John Cale war, neben anderem: der Berserker von „Cale Comes Alive.'“, der Geräusch-Alchimist von „Music For A New Society“, der Romantiker von „Words For The Dying“, der Minimalist von „Artificial Intelligence“, der Ballettmusik-Komponist, der Filmmusiker. Zuletzt, auf „Hobo Sapiens“, war er der Eklektiker.

Nun ist er der Elektriker, und „Turn The Lights On“, die Single, ist ein Brecher mit wütenden Gitarren, und auch „Perfect“ ist ein ganz simples, geradeaus gesungenes Rock-Stück. „Woman“ tobt im Refrain sinister los und mündet in ein gewaltiges Lärmen. Es ist also eine Freude mit Cale, der anderweitig allerdings Funk und elektronische Musik belehnt, angeblich inspiriert von Erykah Badu (ja), Doves (Jesses!) und Gorillaz (na ja). Er singt im Falsett „Outta The Bag“, sehr charmant. Er beschwört mit Steel Guitar das Mississippi-Delta: „In A Flood“. Er läßt einen Stammes-Chor zu schwergängigem Gesummse und akustischer Gitarre tschilpen, als wollte er Paul Simon in Afrika nachahmen: „Mailman“. Er intoniert die von ihm gewohnten majestätischen Balladen mit dieser mächtigen, dunklen, ehrfurchtgebietenden Stimme: „Gravel Drive“, „Wasteland“.

Trotz mancher wüsten, überfrachteten Passage, geschuldet übertriebener Modernisierungswut, ist Cale wieder der große schwarze Magier: ,A black sea, a wind blows/ The dinosaurs are gone/ Gave up the ghost of yesteryear/ Nothing could be done/ You comfort me, hold me in the dark.“ Ein Mädchenchor, sehr unpassend, simmert ganz hinten. Rock’n’Roll noir.

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