John Mayall – Blues For The Lost Days; Long John Baldry – Right To Sing The Blues :: Silvertone/RTD; Hypertension/ARIS

Ein Leben im Zeichen des Blues: Wer, wenn nicht diese beiden, könnten die verlorene Zeit beklagen? Und zugleich ihre Musik trotzig feiern als eherne Kraft, die sie erträglich werden ließ? John Mayall und Long John Baldry waren niemals die größten Stilisten oder Innovatoren, sind aber als Katalysatoren, Beförderer, Schnittstelle nicht wegzudenken aus den letzten drei Dekaden.

Während ihre berühmten Schüler den Blues manchmal wie eine Monstranz vor sich hertrugen, um dann doch bei netten Seichü’gkeiten (Eric Clapton, Elton John), Dauerwellen-Rock (Rod Stewart) oder gar gleich im kreativen Aus (Peter Green, Mick Taylor) zu landen, machten die beiden Exil-Briten – stilistische Irrwege inklusive – einfach ihre Arbeit. Mal mehr und mal weniger gut ,ßlues Fm The Lost Days “ und ,Jtight To Stng The Blues“ sind in diesem Sinne ganz unspektakuläre, unangestrengte, aber auch etwas zu selbstzufriedene Spätwerke.

Einmal Texas – Chicago und zurück! Jump, Boogie, All that Jazz! Abstecher nach Memphis, New Orleans und „Rock City“, ins Mississippi-Delta, auf die Baumwollfelder von Virginia, in den geliebten Laurel Canyon inklusive. Mayall und Baldry schweifen und schlendern durch Lokalflairs, Sub-Genres und Epochen mit der Nonchalance der in die Jahre gekommenen Hirten, die im Abendrot noch einmal schauen, ob die Schäfchen denn auch auf dem rechten Weg geblieben sind. Klappe und Schnitt!

Während der alte Grantlei Baldry sich dabei als Nicht-Autoi schon notgedrungen auf den Traditional-Kanon und kompetente Zulieferer wie Colin James und Rita Chiarelli stürzen muß (und dieser Not so manche Tugend abringt), riskiert Mayall auch den eher verständnislosen Blick auf den Niedergang der Jetzt-Zeit im schneidenden „Dead City“, mit dem gemütlichen „How Can You Live Like That“. Doch auch Jilues Far The Lost Days“ gefällt sich vor allem als mild sentimentale Reminiszenz an das, was war und nie wieder sein kann. Noch einmal verbeugt sich Mayall vor „All Those Heroes“. und weil er gerade in Stimmung ist, fällt sogar ein (hübsch synkopiertes) Ständchen für die Frau Mama ab („One In A Million“). Das gehl in Ordnung. Das kokett-pathetische Ge denken an den Blutrausch des Ersten Weltkriegs mit der Akustik-Nummer „Trenches“ schon weniger. Denn; Die Hölle muß selbst dem verwehrt bleiben, der schon qua Profession „den Blues hat“.

„Blues Fm The Lost Days“ und „Right To Sing The Blues“, soll wohl heißen: Mayall und Baldry wissen nicht so recht, wie’s weitergeht. Aber doch, woran sie sich festhalten können. Immerhin. Warum dem so ist, erläutert zumindest Long John Baldry in einem 24minütigen Interview auf der CD – als „Bonus Track“ geführt.

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