Johnny Cash

Unchained

Universal 1996

Eine überraschende, aber naheliegende Volte: Statt Cash noch einmal allein mit Gitarre vors Mikro zu setzen, engagiert Rubin nach der erfolgreichen Arbeit an dessen „Wildflowers“-Großwerk Tom Petty und seine – mit Drummer Steve Ferrone teilerneuerten – Heartbreakers für „Unchained“.

Unterstützt vom Cash-Vertrauten Marty Stuart als „The Energizer“ (so steht es im Credit), überzeugen Petty & Co. vor allem als veritable Countryband. Jenseits von Music-Row-Slickness tragen sie den Mann in Schwarz mit Verve durch revitalisierte Sun-Records-Kracher („Country Boy“, „Mean Eyed Cat“), in die Vorhölle der Louvin Brothers („Kneeling Drunkard’s Plea“, geschrieben von der Carter Family) und zu einem atemlosen Remake des Hank-Snow-Hits „I’ve Been Everywhere“.

Zugleich agiert hier ein Rockensemble, das per se auch an einer Soundgarden-Vorlage nicht scheitern muss. „Rusty Cage“ wirkt in der Cash-Lesung dennoch arg kalkuliert – da hatte sich Becks „Rowboat“ zuvor noch harmonischer ins Bild gefügt. Zwingender gelingt der Abstecher in Cash-„fremdes“ Repertoire mit Josh Hadens getragenem „Spiritual“, das ausgerechnet der sonst so umtriebige Red Hot Chili Pepper Flea als Bassist auf Grund halten darf. Als weitere Gäste fallen Lindsey Buckingham und Mick Fleetwood im gemütlichen Cover des Don-Gibson-Klassikers „Sea Of Heartbreak“ nicht weiter auf.

Natürlich hatte auch Tom Petty einen Song für Cash dabei. War „Southern Accents“ für Petty selbst als Albumtitelsong 1985 vor allem eine künstlerische Selbstvergewisserung gewesen, so schärft der alte Meister in seiner wunderbaren Interpretation auch die spirituelle Note des Stücks. „There’s a dream I keep having where my mama comes to me, and kneels down over by the window and says a prayer for me…“ Klang das nicht schon immer wie für oder im Geiste von Johnny Cash geschrieben?

Höhepunkt: „Southern Accents“ Erfolg: Platz 170 in den „Billboard 200“-Charts