Jonny Lang-Turn Around

Man ist gleich beim Opener „Bump In The Road“ einigermaßen überrascht, wie zeitgenössisch diese Melange aus Blues, Rock, Motown-Soul mit gelegentlichen Gospel-Anwehungen immer noch klingen kann. Nach dem etwas zu sakralen Orgel-Intro federt sich ein zurück gelehntes Simpel-Riff ein

und wird dann mitgenommen von einer akkurat das Zwerchfell punktierenden Rhythmusgruppe, die Stax-Orgel wimmert empathisch — und dann holt sich der samtige Chor, den man sich als Freund des gutartigen Klischees wirklich nur mit stolzen schwarzen Schönheiten besetzt vorstellen kann, den weißen Jungen in seine Mitte. Das Metallraspel-Organ dieses leptosomen Buben — der harte Kontrast machte schon immer den größten Effekt! – hat sich mittlerweile durchaus weiterentwickelt, hebt immer wieder ab in ein souliges, ganz unpeinliches Falsett. Das ist doch mal gelungene Traditionspflege!

Und es geht gut weiter. Mit „One Person At A Time“ folgt ein cooler Südstaaten-Shuffle, der zunächst diesen Voodoo-Thrill von manchen ZZ Top-Songs adaptiert, aber dann zum Refrain doch wieder die schwarze Seele baumeln lässt. „I hope they play this on the radio“, singt Jonny Lang, und das könnte sich durchaus zutragen. „The Other Side Of The Fence“ kommt breitbeinig einher geschritten, als stock konservativer Bluesrocker, der mit einer genauso hausbackenen Demuts-Botschaft aufwartet: Das Gras auf der anderen Seite des Zauns sieht zwar grüner aus als das eigene, aber man sollte sich doch besser mit dem bescheiden, was man hat. Offensichtlich zu viel in der Bibel geblättert, der Mann. Der akustische Blues „Only A Man“ überschreitet dann eindeutig die Grenze des Hinnehmbaren. Mit brüchigem, verzittertem Timbre intoniert er da, wie ihm bzw. seinem lyrischen Ich einmal Jesus Christus erschienen ist, als er wirklich nicht mehr weiter wusste. „So where do I go from here, Lord?“ fragt er ihn, und sein Herr und Gott antwortet sogar — Längs angetrautes Weib leiht ihm das ätherisch-waldelfenhafte Stimmchen: „Just follow, just follow!“ Pietistischer Religionsschmonz, einfach unsäglich.

Die Musik ist fast immer besser. Längs eher zurückhaltende Leads sind geschmackvoll und gediegen, Gitarristengymnastik erspart er sich, stattdessen bemüht er sich um spielerische und klangliche Variabilität. Mal klingt seine Telecaster nach rüsselnder Blues-Harp, mal nach dünnem Fifties-Fuzz-Sound und mal nach englischer Einstellung. Und die Fingersätze passen natürlich immer dazu. Songwriting und Produktion sind fein geschliffen, durchaus Pop-affin -und immer unaufdringlich. Bisweilen könnte er sich ruhig mal etwas aufdrängen.

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