Juliana Hatfield

Made In China

Ein wütendes Statement, kein gelungenes Album

Es hätte anders laufen können für Juliana Hatfield. Doch ihren damaligen Major-Deal fuhr die Sängerin (gerüchteweise mit voller Absicht) gegen die Wand, anschließend aber auch fast sich selbst. Drogenmißbrauch, Magersucht – und ironischerweise hieß eines ihrer erfolgreichsten Alben “ Become What You Are“. Heute entzieht sie sich weitestgehend jedweder Fremdsteuerung.

Als das hier besprochene Album in Amerika im Sommer 2005 erschien, veröffentlichte Hatfield auf ihrer Webseite ein schäumendes Statement. Sie empörte sich unter anderem über die Gier ihrer Kollegen und der Industrie und fand es auch doof, daß Sängerinnen immer gleich Sexobjekte sein müssen. Weswegen Hatfield sich im Booklet auch charmant blickend in der Badewanne abbilden läßt. Eine ganz feine Ironie ist das. Hätte ich deswegen auch fast nicht bemerkt. Weniger komplex ist hingegen der zum Statement gehörende Befreiungsschlag namens „Made In China“. Erschienen auf dem eigenen Label Ye Olde Records, macht Juliana Hatfield aus ihrem Herzen keine Mördergrube und veröffentlicht eine recht laute, rohe und ungeschminkte Platte. Aufruhr, Abkehr, Wut, möglicherweise auch Abrechnungen, musikalisch kaum Korrekturen.

Dabei ist zumindest der Auftakt mit „New Waif“ gar nicht übel. Aus dem Stück hätte Hatfield allerdings noch weit mehr machen können – so ist der Spaß nach zwei Minuten bereits vorbei. „Made in China/ For the masses“ singt sie hämisch im verqueren „What Do lCare“ imindcstens ein College-Radio-Hit), das sich anhört, als hätten sich Nirvana und Sonic Youth zu einer gemeinsamen Jam-Session verabredet. Und natürlich ist die Platte in Wahrheit ja gar nicht für die Masse. Schon wieder feine Ironie. Abgesehen von diesen beiden Songs besteht der Rest des Albums vor alle m aus hastigen Skizzen aus dem Demo-Lab. Eine Rückreise an den Anfang der Neunziger, aber offenbar wollte Hatfield sich ohnehin nur mal gehörig auskotzen. Was ihr definitiv gelungen ist, weswegen in Zukunft wieder etwas mehr Wert auf das Handwerkliche gelegt werden darf. Muß ja trotzdem nicht gleich „for the masses“ sein. (YeOlde Records/ rough trade)