k.d. lang – Watershed :: Virtuos inszenierte, dem Raum und der Zeit entrückte Balladen

Während des Vorpsiels webt der akustische Bass einen sinnlich-weichen Rhythmusteppich. Über diesen huschen mal ein Vibrafon, mal eine Orgel und immer wieder eine verträumte Stimme, die das Verschwinden der Welt in einem lichtdurchfluteten Zimmer an einem Sonntagnachmittag besingt. Und sehnsüchtig fordert die smoothe Jazzballada „Sunday, sunday/ Let no one interfere/ When the world disappears/ Let the world disappear.“

Raum und Zeit entrückt scheint dieses Album tatsächlich zu sein. Auf „Watershed“ weigert sich die großartige k.d. lang, sich auf die Welt um sich herum einzulassen, besinnt sich ganz auf sich selbst, ihre Wünsche, Träume. Und wieder einmal weiß man nicht, ob man nun mehr von der tiefgründigen Stimme der Kanadierin oder von ihrer Fähigkeit, als Songschreiberin Stimmungen zu erzeugen, schwärmen soll. „Watershed“ jedenfalls ein Album voller Impressionen, eine Platte mit Songs, die zwischen Irving Berlin und Burt Bacharach, zwischen Jazz, Country, Blues und Pop stehen.

Erstmals in ihrer schon 25 Jahre andauernden Karriere, die ihr Grammys als beste Pop- und Countrysängerin eingebracht haben, versucht sich k.d. lang auch als Produzentin – mit erstaunlichem Erfolg. Allein schon die rhythmischen Verschiebungen, mit denen sie die Songs ständig bereichert, sind famos. Die Albumeröffnung „I Dream Of Spring“ tänzelt zunächst zum verführerischen Dreivierteltakt eines Boleros vorwärts, als später jedoch eine Slideguitar einsetzt, bewegt sich der Song auf einmal viel zielstrebiger und in Richtung Country fort, so als ob es darum ginge, den Wechsel der Jahreszeiten in Musik zu übersetzen. Ähnlich perfide verwandelt ein Banjo in „Coming Home“ plötzlich die Stimmung des Songs.

„Watershed“ ist voller solcher großartiger Arrangements, in die k.d. lang immer wieder Selbsterkenntnisse und -bekenntnisse behutsam einhüllt. Ob in der charmant-orchestralen Popballade „Flame Of The Uninspired“ („My very nature is to criticize“), im mit verwunschenen Harmonien betörenden „Upstream“ („The punchline is I always swim upstream“) oder dem Countryblues „Jealous Dog“: „It’s a way of living that I applaud/ Like the message in this monologue/ To never be a jealous dog.“

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