Kid Kopphausen :: I

Magische Liedermacher-Momente von Koppruch und Knyphausen

Beziehungen, sagt man, ermöglichen einen neuen Blick auf die Dinge des Lebens. Plötzlich sieht man alles durch eine gemeinsame Brille, nimmt die Welt um sich herum anders wahr, begreift Zusammenhänge, die einem vorher verschlossen waren. Die Freundschaft zwischen den Liedermachern Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen hat schon weit vor dieser Kooperation ihren Ursprung. Die Bewunderung der beiden für das Werk des jeweils anderen klang schon immer durch, Koppruch spielte bei Knyphausen-Konzerten im Vorprogramm, manchmal teilte man sich Bühne und Mikrofon. Die Vereinigung zum gemeinsamen Projekt, die sich so schön im Namen Kid Kopphausen manifestiert, schien also nur eine Frage der Zeit.

Auch wenn sich auf „I“ leicht identifizieren lässt, wer welches Stück verfasst hat, ist das Album trotzdem (fast) eine Band-Platte geworden, auf der die teils arg unterschiedlichen Klang- und Gedankenwelten von Koppruch und zu Knyphausen erstaunlich gut fusionieren. „Hier bin ich“ rumpelt los wie eine Crazy-Horse-Nummer. Dazu buchstabieren die Songwriter ihren neu geschaffenen Kosmos durch: „Ich kann aufrecht steh’n/ Ich kann vorwärts geh’n/ Ich hab‘ das Licht geseh’n/ Wer bin ich?“, fragen sie im wüsten Refrain. Interessant ist, dass Knyphausens Indie-Rock („Das Leichteste der Welt“) mitunter einnehmender ist als Koppruchs Bibel-Weisen („Moses“). Nur wenig – abgesehen vom gespenstischen „Haus voller Lerchen“ – schlägt einen derart in Bann wie Knyphausens letztes Soloalbum. Magisch geraten vor allem die Balladen, wenn der eine in den Refrain des anderen einfällt wie im großartigen „Im Westen nichts Neues“. (Trocadero/Indigo) Max Gösche

Beste Songs: „Im Westen nichts Neues“, „Haus voller Lerchen“

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