Le Havre  :: Regie: Aki Kaurismäki

Bei der Premiere in Cannes wurde „Le Havre“ gefeiert, galt sogar als Favorit für die Goldene Palme. Dabei hat Aki Kaurismäki mit diesem Märchen weder sich selbst noch das Kino neu erfunden. Der Applaus gilt wohl eher der Sehnsucht des Publikums nach Beständigkeit, Herzlichkeit und Langsamkeit, die der Finne gerade in dieser unübersichtlichen, lärmigen, egoistischen Welt stoisch verkörpert. Mit der für ihn typischen Melancholie und Ironie erzählt er von Hoffnung, vergangenen Träumen und Courage.

Der gescheiterte Schriftsteller Marcel Marx (André Wilms) – den wir schon aus „Das Leben der Boheme“ kennen – arbeitet in Le Havre als Schuhputzer, der durch die Stadt streift wie Charlie Chaplin in „Lichter der Großstadt“. Ehefrau Arletty (Kati Outinen) ist nicht gerade seine große Liebe, aber eine liebevolle Seele. Die bescheidene Routine ist vorbei, als er den illegalen Flüchtling Idrissa (Blondin Miguel) versteckt und Arletty krebskrank ins Krankenhaus muss. Um den Jungen nach London zu bringen, unterstützen ihn die Bäckerin und der Gemüsehändler, bei denen er in der Schuld steht. Sogar der knurrige Kommissar Monet (Jean-Pierre Darroussin mit der Ruhe von Jean Gabin) schaut weg. Langes Schweigen, knappe Sätze, statische Kamera – so zaubert Kaurismäki eine unvergleichliche traumwandlerische Poesie herbei. Und erweist sich mit einem augenzwinkernden Ende als Romantiker.

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