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GEGEN JEDE REGEL (Start26.4.) von Boaz Yakin: Auf den ersten Blick tritt Denzel Washington mal wieder als schwarzer Jesus an. Er spielt Herman Boone, Anfang der Siebziger der erste Farbige, der als Cheftrainer ein College-Footballteam übernimmt und die Spieler der „Titans“ nicht nach Hautfarbe aufstellt. Das idealistische Motiv tritt allerdings hinter seinem eigentlichen Streben zurück: Perfektion für den Sieg und die Ehre der Schule. Ohne dieses typische Leistungsprinzip wäre Amerika noch zerissener. So drillt er im Trainingslager nach Army- Art („Das Gesetz bin ich“) seine Jungs, bis sie ihre persönlichen Probleme und Animositätenvergessen und zum Mannschaftsgeist finden. Obligatorisch dient Sportals Gleichnis vom Leben. Aber für Produzent Jerry Bruckheimer („Armageddon“) ein geradezu ruhiges und ambitioniertes Drama. 3,0

DIAMONDS (Start 5.4.)von John MalloryAsher: „Lebe jeden Tag, als wäre es der letzte – und gib nie auf“, sagt der alte Ex-Box-Champ Harry. Natürlich ist es das Lebensmotto von Kirk Douglas, der in dieser sentimentalen Komödie seine erste Rolle nach dem Schlaganfall spielt. Natürlich ist er auch immer noch ein unschlagbarer Champion. Und natürlich ist Harrys Versöhnungstour mit seinen Söhnen (Dan Aykroyd, Kurt Füller) auf der Suche nach 13 Diamanten irgendwie Douglas‘ Leben entlehnt. Ein Nostalgie-Bonus auch für Lauren Bacall als Puffmutter von Jenny McCarthy. 3,0

TRAFFIC (Start 5.4.) von Steven Soderbergh: Vor 30 Jahren war „French Connection“ ein Erfolg an den Kinokassen, den Drogenkrieg aber hatten die Polizisten letztlich verloren. Nun wird der Richter Robert Wakefield (Michael Douglas) zum obersten Drogenbekämpfer der USA ernannt. Auf Cocktailpartys mit Politikern und Militärs glaubt der Hardliner, der vor allem die immer stärker aufkeimenden Kartelle in Mexiko zerschlagen will, eine saubere Frontlinie ziehen zu können. Dabei sind Gesellschaft und Staat längst hoffnungsund hemmungslos in den Konsum und Kreislauf von Drogen verstrickt. Das eindrucksvoll recherchierte Drehbuch von Stephen Gaghan fächert diese Komplexität an vier, fünf Handlungorten auf, denen Soderbergh jeweils eine eigene Farbe zugeordnet hat: frustrierte Cops (Benicio Del Toro, Jacob Vargas) in Tijuana; ein mexikanischer General (Thomas Milian), der offiziell Wakefield unterstützt, aber selbst am Kokain verdient; Drogenfahnder (Don Cheadle, Luis Guzman) in San Diego werden von konkurrierenden Kollegen beschossen; ein Straßendealer verpetzt seinen Boss; dessen Ehefrau (Catherine Zeta-Jones) ist von der Wahrheit schockiert, fürchtet dann aber um ihren Luxus und High Society-Status – und will den Kronzeugen umlegen lassen. Und Wakefields minderjährige Tochter prostituiert sich für das nächste Crackkügelchen. Atemberaubend mit der Handkamera gefilmt, hat Soderbergh an der Schnittstelle von Independent und Mainstream eine pessimistische, zweieinhalbstündige Hydra aus Ensemblespiel, Polizeithriller und Aufklärungsdoku erschaffen. 4,5

DIE GRÜNE WOLKE (Start 12.4.) von Claus Strigel: Nach einer Umwelt-Katastrophe erleben eine Handvoll Schüler als letzte Menschen auf der Erde phantastische Abenteuer. Etwas hausbacken inszeniert, dennoch lehr- und einfallsreicher Kinderfilm, der viele Kinoklassiker zitiert und vor allem an die alten tschechoslowakischen TV- Filme und -Serien erinnert. 3,0 EINE NACHT BEI MCCOOL’S (Start 12.4.) von Harald Zwart: Die aufreizende, anschmiegsame Jewel (Liv Tyler) hat sich mit kindlicher Dreistigkeit beim irritierten Barkeeper Randy (Matt Dillion) eingenistet und weckt in Randys verheiratetem Cousin (Paul Reiser) sowie einem schüchternen Cop (John Goodman) den Trieb.

Aber die Barbie entpuppt sich als Femme fatal, die über Leichen geht. Film Noir-Burleske, die clever und schrill Beschützerinstinkte und Phantasien von Spießermachos demontiert.3,5

VIKTOR VOGEL – COMMER-CIAL MAN (Start 12.4.) ‚von Lars Kraume: Erst mal ist der Film eine Unverschämtheit: So wie sich der junge Grafiker Viktor Vogel (Alexander Scheer), ein hagerer Rotschopf und nervig-freakiger Sponti, in der Agentur des ausgebrannten Art Directors Eddie Kaminsky (Götz George) aufdrängt, fährt der Film eine komplette Kampagne für den neuen Opel-Sportwagen Speedster. Nur so sei es glaubwürdig, meint Kraume – was ebenso Stuss ist wie das Gegreine, ob Kunst kommerziell sein darf und Kommerz kreativ ist. Trotz Klischees und platten Slapsticks findet die Komödie noch einen peppigen Rhythmus und bewegende Momente, wobei die besten (und wahren) Pointen George gehören. 3,0

DIE PURPURNEN FLUSSE (Start 19.4.) von Mathieu Kassovitz: Oberflächlich betrachtet ein standardisierter Psycho-Thriller über einen bizarren Mord an einer Uni in den Alpen, der tatsächlich aber – kongenial zum Plot – raffiniert arrangiert ist. Denn Inspektor Niemans (Jean Reno) findet heraus, dass die Professoren seit Generationen Elitemenschen züchten wollen. Und so wie jene die Klugen mit den Kräftigen paaren, kreuzt parallel zum Denker Niemans der Haudrauf Max (Vincent Cassel) auf, der wegen einer Grabschändung ermittelt. Und das Duo harmoniert prächtig.3,5

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