Leinwand

D er Teufel ist gar nicht schlecht, wird in Hollywood immer noch gerne gewitzelt, er hat nur einen schlechten Imageberater. Dabei haben sich die charismatischsten Schauspieler nun wirklich Mühe gegeben: Robert De Niro stellte den Leibhaftigen bei „Angel Heart“ dar, AI Pacino agierte „Im Auftrag des Teufels“, Jack Nicholson gab ihn in „Die Hexen von Eastwick“, und zuletzt schlüpfte er für „End Of Days“ in die Gestalt von Gabriel Byrne.

Der Weltuntergang dräut nun noch mal in VERLO-RENE SEELEN (Start 18.1.), denn „ein von Inzest geborener Mann wird Satan werden“, heißt es in einer Prophezeiung der Bibel. Die höllische Metamorphose soll sich in Peter Kelson (Ben Chaplin) an dessen 33. Geburtstag vollziehen, wie die katholische Lehrerin Maya (Winona Ryder) durch die nummerologischen Notizen eines Psychopathen errechnet hat. Der Ungläubige, der populäre Tatsachenromane über bizarre Verbrechen und Serienmörder verfasst, reagiert zunächst abschätzig. Gut und böse sind für ihn Illusionen. Doch plagen ihn längst Albträume, in denen das Symbol XES auftaucht, das altgriechische Zeichen für 666. Und von Maya recherchierte Fakten offenbaren Geheimnisse, die zu seiner Familie führen.

Nach Filmen wie „Die neun Pforten“, „Stigmata“ und anderem Mystery-Horror ist Regisseur Janusz Kaminski etwas spät dran mit seiner klassischen Antichrist-Story. Mit Motiven wie unheilvollen Apartments, kläffenden Hunden, Kindern auf der Schaukel, Priestern, Teufelsaustreibungen, Pentagrammen und Wahrsagern hat er sich zudem bei „Das Omen“, „Der Exorzist“ und natürlich „Rosemary’s Baby“ bedient. Aber die in fahl-düsteren, monochromen Herbstfarben gehaltenen Bilder sind perfekt stilisiert und lassen das blasse Gesicht der kettenrauchenden Ryder gut aussehen. 3,0 Elliot (Brendan Fräser) ist so farblos, dass ihm bei seinem erbarmungswürdigen Streben nach Sozialkontakten selbst ein Imageberater nicht helfen könnte. Bis ihm ein langbeiniger Vamp (Liz Hurley) im roten Kleid sein Dekollete und eine Visitenkarte unter die Nase reibt. Sie werde ihm sieben Wünsche erfüllen, gurrt die leibhaftige Versuchung, und wolle dafür nur seine Seele kassieren. Die wahren Tücken dieses Teufelspakts stehen allerdings nicht mal im Kleingedruckten des telefonbuchdicken Kontraktes. Da Madame Mephisto gar nichts Gutes schaffen kann, erfüllen sich in jeder anmaßenden Sehnsucht des Deppens nach Reichtum, Sensibilität, Sex-Appeal, Macht oder Intellekt TEUFLISCH (Start 18.1.)die sieben Todsünden. Recht erheiternd tobt sich Fräser als kolumbianischer Drogenbaron, sommersprossige Hippie-Heulsuse oder affektierte Literturschwuchtel in Rob Reiners Klamotte aus. Und obwohl sich die Hurley alle sechs Minuten als Domina, Cheerleader, Krankenschwester, Politesse oder Lehrerin jede Männerphantasie aneignet, hat man schon heißere Teufelsbräute gesehen. 2,5 Das Imageproblem des deutschen Kinos kann SU-MO BRUNO (Start 11.1.) von Leonhard Fritz Krawinkel nicht beheben, aber der kleine Film über einen fetten, schüchternen Provinzler ist anrührend erzählt und fabelhaft gespielt. Bruno (Hakan Orbeyi) wird nur herumgeschubst. Als er beim Sumo-Wettbewerb in einer Disko alle aus dem Ring schmeißt, drängt ihn Kalle (Oliver Korritke), an der Weltmeisterschaft in Riesa teilzunehmen. Der denkt dabei nicht nur ans Selbstwertgefühl seines Kumpels, sondern auch ans Geschäft mit dem Lokalmatadoren. Zweifel, Freundschaft, zaghafte Liebe und ein kaprizöser Japan-Fanatiker als Trainer in einer Aufsteigerstory von Außenseitern, wie sie sonst die Briten und Amerikaner drehen. 3,5 Ein Exorzist der eleganten Art ist Claude Chabrol. Der Pfeifenraucher sieht mit seiner dicken, alten Brille so harmlos aus wie seine freundlichen Bürger, die er in seinen Gesellschaftsthrillern dann mitleidlos in den Abgrund ihrer Neurosen, Intrigen und Perversionen stürzt. In seinem 51. Film SÜSSES GIFT (Start 28.12.) sind dies die Erbin (Isabelle Huppert) einer Schokoladenfabrik mit ihrer eisigen Liebenswürdigkeit, ihr autistischer Mann und Klaviervirtuose, dessen somnambuler Sohn aus erster Ehe und eine dreiste, attraktive Jungpianistin. Mit schönen Bildern, kühl-kriminalistischer Dramaturgie und symbolischen Details wird exzellent ein komplexer Reigen aus Zweifeln, Zufällen, Zweideutigkeiten, Lügen und Egoismen seziert, wie es nur Onkel Chabrol kann. 4,0 Nach seinem schönen US-Bürgerkriegsdrama „Ride With The Devil“ (Start 4.1.) hat der Taiwanese Ang Lee („DerEissturm“) mitTIGER AND ORAGON (Start 11.1.) ein Martial-Art-Melodram im Stile seiner chinesischen Heimat inszeniert. Der legendäre Krieger Li (Chow Yun-Fat) will seiner langjährigen Weggefährtin Yu (Michelle Yeoh) endlich seine Liebe bekennen und dafür sein Jadeschwert namens Grünes Schicksal ablegen. Doch vorher wird die mythische Waffe gestohlen und müssen sich die beiden mit einer aufmüpfigen Gouveneurstochter und einer alten Feindin herumschlagen. Das Vorurteil vom tumben Kung-Fu-Streifen stimmt hier nicht: ein sagenhaftes Epos mit der theatralischen Kunst der Peking-Oper und brillanter Kampfartistik des Choerographen Yuen Wo Ping („Matrix“). 4,5

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