Lloyd Cole – Live At The BBC :: Und zwei BBC-Sammlungen mit Live-Aufnahmen der Commotions

Die großartige Band, die auf Lloyd Coles Album „Don’t Get Weird On Me, Babe“ spielte, ging niemals auf Tour. Cole hatte sich 1990 kühn Richard Thompson gewünscht,bekam aber immerhin den auch nicht schlechten Robert Quine. Fred Maher am Schlagzeug, Blair Cowan, ehedem bei den Commotions, an den Keyboards und Matthew Sweet am Bass komplettierten die Gruppe. Dann verweigerte Mäher die Tournee, Sweet wollte Gitarre spielen, und Quine musste mit viel Geld zu den Auftritten überredet werden. „Did I miss the Commotions yet? Not at all“, sinniert Cole im Booklet. Die Besetzung mit Dan McCarroll spielte tatsächlich nur vier Stücke bei der BBC, die am Ende des Doppel-Albums stehen.

Der größte Teil sind also Live-Aufnahmen von 1995, als Cole wieder einen verhassten Promotion-Job zu erledigen hatte, für das glücklose Album „Love Story“, Coles Ruf hatte schon gelitten, zuletzt war er mit „Bad Vtbes“ unter seinen Mögl ichkeiten geblieben- aber diese Konzerte waren eine andere Sache. In der Rückschau sang Cole über diese Zeit zwar die berühmte Sentenz „I tried to rock/ I’m glad that I failed“ – doch „Like Lovers Do“, „Cut Me Down“, Reeds „Rock And Roll“ und „Jennifer She Said“ funktionieren tadellos. Der Mann, der seine Vergangenheit zurücklassen wollte, spielte folgende Stücke vom legendären „Rattlesnakes“: „Perfect Skin“, „Speedboat“, „Forest Fire“, „Four Flights Up“, „Charlotte Street“, „Are You Ready To Be Heartbroken“. Nicht die brutalste Distanzierung vom Frühwerk. Und Cole rockte.

Zwei weitere Schätze für Bewunderer des am grandiosesten gescheiterten Songschreibers der 8oerjahre sind „Line At The BBC Volume One“ (4,0) und „Live At The BBC Volume Two“ (3,0) von Lloyd Cole & The Commotions. Die erste Platte dokumentiert die Songs von “ Rattlesnakes“, zum guten Teil aufgenommen im Hammersmith Palais, Dezember 1984. Die Stücke klingen wie soeben erdacht – was nicht erstaunlich ist, weil etwa „Forest Fire“ mit dem irr verzerrten Gitarren-Ausklang auch auf dem Album faszinierend unfertig wirkt. Schauder jagen einem über den Rücken, wenn man die Grandezza von „Speedboat“ und „Down On Mission Street“, die Melancholie von „2CV“, die schiere Lebenslust von „Four Flights Up“ wiederhört.

„Live At The BBC Volume Two“ ist merkwürdigerweise eine Doppel-CD, die nur acht BBC-Sessions aus dem Jahr 1985 enthält – aber ein glänzendes Konzert mit 15 Stücken vom Glastonbury-Festival 1986, das Cole selbst für den Zenith der Commotions hält. Hier besteht die Hälfte des Programms aus der übel beleumundeten Platte „Easy Pieces“, die einen jungen Helden niederstreckte, der ein Jahr zuvor noch unverwundbar gewirkt hatte. Was war bloß so falsch an „Lost Weekend“, „Grace“, „Perfect Blue“, „Rieh“, „Pretty Gone“? Üblicherweise wird den Produzenten Clive Langer und Alan Winstanley die Schuld gegeben. Und ja, die Songs sind nicht so gut. Aber viel schlechtere sollten folgen.

Doch diese Stimme, diese Melodien, dieser Überschwang werden bleiben.

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