Lorde

Pure Heroine

Universal

Dass Ella Yelich-O’Connor mit ihren 16 Jahren schon eine Nummer-eins-EP abgeliefert hat, wird vor allem deswegen bemerkenswert, weil das neuseeländische Fräuleinwunder nichts mit den üblichen Talentshow-Lemuren zu tun hat und sich zumindest in Text und Haltung auch nicht weiter für die popkulturelle Hochfinanz interessiert. Ästhetisch erkennt man das an einem elegant reduzierten Ton, der sich geschmackssicher am bassmusikalischen Minimalismus von britischen Songwritern wie James Blake, The xx und Dance Acts wie SBTRKT oder Jessie Ware orientiert. Von daher basieren die Songs auf je nachdem etwas nachdenklicheren oder eiligeren, sehr tief pochenden Bassdrums, trockenen digitalen Trommeln zu tinnituösen, hohen Kontrasten und viel stimmlichem Eigenblutdoping als wehendem Chor. Dazu reicht sie sehr freundliche, eingängige Melodien, die sie meist – unverhallt! – mal etwas jugendlich krähend, oft prima angeraucht singt.

Man muss die gern zitierte Orientierung an Lyrikstars wie Sylvia Plath und T. S. Eliot nicht allzu hoch bewerten; aber statt gebrochenen Teenieherzen beschreibt sie eben in „Royals“ das Unbehagen am allgemeinen Popstarwahn, die langweiligen Szenen der Kids mit den „White Teeth“ oder auf dem „Tennis Court“ – oder singt davon, dass sie langsam keine Lust mehr habe, auf Konzerten immer die Hände in die Luft zu werfen – all das wirkt durch ihre melancholische Unschrillheit und das Vermeiden aller Lolitasexualisierung erstaunlich smart. Die geheimnisvolle Hipster­aura der erwachsenen britischen Kollegen gibt es hier zwar nicht, dafür jedoch einen höchst gewinnenden Popsinn, unaufdringlich intelligent und sehr hübsch zeitgenössisch designt.