Loudon Wainwright III

Older Than My Old Man Now

Proper VÖ: 20.04.2012

Statt eine Autobiografie zu schreiben, so Loudon Wain-wright, habe er sein Leben in einen einzigen Song gesteckt: „The Here And The Now“, ein flottes Stück mit John Scofields Gitarrenspiel und einem Andrew-Sisters-Chor, der aus Wainwrights vier Kindern und zwei von drei Ehefrauen besteht. Seine erste Frau, Kate McGarrigle, lebt nicht mehr, doch war sie beteiligt an dem elegischen „Over The Hills“, das sie 1975 schrieben und das nun von Tochter Martha und Chaim Tannenbaum mitgesungen wird.

Loudons Vater, Redakteur bei der Zeitschrift „Life“, starb 1988 im Alter von 63 Jahren. Zwei Songs beginnen mit kurzen Texten von ihm, die von Familie, Vergänglichkeit und seinem eigenen Vater, dem ersten Wain-wright also, handeln. Dass dieses Album nicht knarzt unter dem Gewicht von Erbe und Sentiment, ist Loudon Wainwrights zuverlässigem Sarkasmus geschuldet: Mit dem alten Idol Ramblin’ Jack Elliott legt er das lässige Hillbilly-Stück „Double Lifetime“ hin; bei „Date Line“ spottet er im unangestrengten Kolonialstil von Hoagy Carmichael über Samoa, das sich nach 119 Jahren wieder der westlichen Zeitzone anschloss; in „My Meds“ besingt er das bunte Sortiment seiner Medikamente; „I Remember Sex“ witzelt er mit Dame Edna, neben der er mal in „Ally McBeal“ spielte.

„Older Than My Old Man Now“ ist nach Bob Dylans „Time Out Of Mind“ und Randy Newmans „Bad Love“ die wahrhaftigste und unerbittlichste Platte über das Alter. Man ahnt Philip Roths „Massaker“, wenn Wainwright singt: „I went down to Chinatown; the herbalist was there/ I got some tea that tasted like some trucker’s underwear.“ Es lache, wer noch kann.