Machete

Sex, Splatter, Satire: Rodriguez motzt eine absurde Trash-Story nach allen Regeln der Coolness auf.

Danny Trejo, Jessica Alba

Regie: Robert Rodriguez Start: 4. 11.

Der Böse schiebt dem Guten ein Glas mit Tequila rüber und legt einen Aktenkoffer auf den Tisch: 150.000 Dollar bietet er ihm für einen Mord. Zwei Sekunden vergehen. Der Gute zuckt nicht mit der Wimper, kippt den Schnaps hinunter und sagt: „Nimm jemand anderen.“ Ein solcher one-liner macht den Unterschied. Er ist der Stoff, aus dem ikonografische Momente entstehen. Mit solchen Sätzen wurde Humphrey Bogart berühmt. Sergio Leone brachte sie in seinen Western auf den Punkt, Clint Eastwood perfektionierte sie als Dirty Harry. Harrison Ford wäre als Indiana Jones ohne sie nicht denkbar.

Der heutige Meister in dieser Kunst ist Quentin Tarantino. Er hat es geschafft, ganze Dialoge, ja sogar minutenlange Monologe wie einen Einzeiler klingen zu lassen. Robert Rodriguez, sein Kumpel und Bruder im Geschmack, kann es manchmal fast genauso gut. Die beiden Filmjunkies vereint das Gespür für den einen besonderen Augenblick, eine Pointe oder Szene, auch wenn der Film im Ganzen nicht viel taugt. Und deshalb können sie ernsthaft von B-Movies schwärmen, die sie in veredelter Form in „Death Proof“ und „Planet Terror“ auch schon selbst inszenierten. Dem „Grindhouse“ betitelten Double Feature stilgerecht vorangestellt hatten sie fiktive Trailer. Eine der Figuren darin ließ sofort das Potenzial für den großen Kinoauftritt erkennen: Machete, gespielt von Rodriguez‘ Cousin Danny Trejo.

Den bulligen Nebendarsteller („Heat“) mit dem Narbengesicht darf man nun in seiner ersten Hauptrolle durchaus zu den unvergesslichen markanten Kinocharakteren zählen. Machete ist ein mexikanischer Ex-Cop, der lakonisch Köpfe und Körper seiner Gegner zerhackt. Seit der Drogenboss Torrez (Steven Seagal) seine Frau getötet hat, lungert er arbeitslos an der Grenze von Texas herum. Der ominöse Booth (Jeff Fahey) will ihn für ein Attentat auf den Senator McLaughlin (Robert De Niro) anheuern, der gegen illegale Einwanderer aus Mexiko hetzt. Machete nimmt zum Schein den Auftrag an und gerät in ein skrupelloses Komplott.

Es ist eine billige, abstruse Story, in der Rodriguez sich erst gar nicht um Spannung bemüht. Stattdessen reiht er grandiose Splatterszenen aneinander, in denen er mit makabrer Ironie die Klischees aus Pulp, Porno und Pop stilisiert. Barbusig scheint Lindsay Lohan sich zwischen Drogenflittchen und Nonne selbst zu spielen. Jessica Alba mischt als ehrgeizige Agentin mit. Schlitzohr Cheech Marin predigt Blei statt Gnade. Don Johnson gibt als brutaler Redneck in einer Bürgermiliz eine Karikatur wie auch De Niro als Politiker, der eigenhändig „Schmarot-zer“ abknallt – für ein Video an seine Wahlkampfspender. Die Waffen und Tötungsmethoden sind grotesk und absurd.

Und die wie immer coole Michelle Rodriguez eröffnet als knackige Revolutionärin Shé in diesem modernen Italo-Western den besten one-liner: Sie kenne die Legenden über ihn, sagt sie zu Machete. Der antwortet: „Vielleicht sind die besser.“

Filmfacts

Robert Rodriguez

Regisseur, USA

Geboren 1968 in San Antonio, Texas, debütierte er 1992 mit dem Low-Budget-Actionfilm „El Mariachi“. Das Sequel „Desperado“ erschien 1995, der dritte Teil der Mexiko-Trilogie,“Irgendwann in Mexiko“, folgte 2003. Zu seinen größten Erfolgen gehören „From Dusk Till Dawn“ (1996) mit George Clooney und die einzigartige Comic-Verfilmung „Sin City“ (2005).

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