Madonna – Sticky & Sweet Tour

Ein etwas zähes Bonbon Ausgerechnet der trickreichen Aladonna gelingt es Live nicht, die Illusion von Leichtigkeit zu erzeugen.

Schade, dass Madonna doch nicht die coole Alte geworden ist, die man antizipiert hatte, bevor sie mit Kabbala und Pilates begann und ihren lässigen Sex durch immer mehr Muskeln ersetzte. Jetzt ist sie also die zwanghaft Jugendliche, knöchern und gesichtsstarr, und ihre Tour nennt sie „Sticky & Sweet“. Ein zähes Kaubonbon? Zum Glück nur teilweise. Im 30-minütigen „Behind The Scenes“ erzählt die Spiritualistin noch allerlei Unsinn wie „I’m a gypsy at heart“, beschwört die Loyalität der Tänzer und faselt ständig von ihrer Tour“Familie“, dazwischen weint sie nach Obamas Wahl und trotzt dem Regen in Rio. Das zweistündige Konzert, an vier Abenden in Buenos Aires aufgenommen, hat dann aber doch viele unterhaltsame Momente – zwischen einigen mühsamen. Oft merkt man Madonna zu sehr die Anstrengung an, die es kostet, eine perfekt choreografierte Show zu liefern. Und wer will anderen schon bei der Arbeit zusehen? Die neue Version von „Vogue“ wirkt plötzlich wie ein Bodybuilding-Wettbewerb; die unmotivierten Heavy-Riffs bei „Borderline“ sind immerhin lustig, genau wie der Gesang, der hier ausnahmsweise so schräg ist, dass er echt sein muss.

Am überzeugendsten ist Madonna ohnehin, wenn sie alle Zügel schleifen lässt. Bei „She’s Not Me“ gibt sie den wüsten Rache-Engel, schadenfroh und ordinär – das ist ihr Metier, da trumpft sie auf. Beim folkloristischen Flamenco-Spektakel von „La Isla Bonita“ oder der „Don’t Cry For Me Argentina“-Anbiederei fehlt dagegen einfach diese Illusion der Leichtigkeit, die großartige Konzerte auszeichnet. Gerade Madonna, der Meisterin des Spiels, gelingt dieser Zaubertrick nicht. Auch nicht vorhanden sind übrigens Kanye West und Justin Timberlake, die im Booklet angekündigt werden, tatsächlich aber bloß auf der Videoleinwand zu sehen sind. Alles nur Theater!

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