Madsen – Frieden im Krieg :: Rotzige Vorwärtsrockkracher, die über die Texte stolpern

Damit keine Missverständnisse aufkommen, wird dem Diskurspop gleich mal eine Absage erteilt: Ein Ende der Diskussionen und der Unentschlossenheit fordern Madsen in ,Ja oder nein“, liefern den Soundtrack für Aufbruchstimmungen jeder Art und machen auf Zeigen ngerrocker: „Handle im Affekt! Tu das Richtige spontan!“, verlangt Sebastian Madsen, und man weiß nicht so genau, ob dass witzig sein soll oder nicht.

So toll die Brüder aus Prießeck auf „Krieg im Frieden“ darin sind, einem famose, vom rasenden Schlagzeug angetriebene Gitarrenrockkracherum die Ohren zu hauen, so schwer tun sie sich mit den Texten, die sich immer wieder zu Lebensweisheiten („Das Leben ist grausam und schön“, „Manchmal kommt es vor, dass die Wahrheit uns belügt“ ) und klugen Ratschläge („Verschwende dich nicht!“, „Lass dich nicht verbiegen!“) aufplustern. Und wenn man von dem Song „Du bist wie du bist“ die wilden Gitarren abziehen und ein bisschen das Tempo rausnehmen würde, hätte Hartmut Engler bestimmt nicht dagegen, die Nummer ins Repertoire seiner Band Pur aufzunehmen.

Schade, dass einem so manchmal die Lust an den Liedern vergeht. Bei „Nachtbaden“ zum Beispiel, bei dem Madsen ihren Zuhörern erst mit einem hypertonischen Beat auf die Pelle rücken, kruden Garagenrock mit einer vibrierenden Orgel aufladen und sich über Samstagabendrituale auskotzen, im Refrain aber doch zur Indiepop-Fröhlichkeit der Sportfreunde Stiller abkürzen. Während sich „Nitro“ mit grummelndem Bass am Crossover abarbeitet, gibt sich „Grausam und schön“ als Emo-Powerballade zu erkennen. „Kein Weg zu weit“ räubert dagegen den Refrain von Rick Astleys „Never Gonna Give You Up“, stolpert jedoch wieder einmal übers Versmaß: „Kein Weg ist zu weit/ Kein Fluss ist zu breit/ Ich bin zu allem bereit.“

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