Maia Vidal :: God Is My Bike

Die New Yorkerin bezirzt mit fragilem Charme im 3/4-Takt.

Jeder mag hübsche junge Mädchen, die in luftigen Sommerkleidchen und mit lustigen kleinen Krönchen im Haar heitere Lieder singen, die „The Waltz Of The Tick Tock Of Time“ heißen. Männer wohl aus anderen Gründen als Frauen, aber das ist eine andere Geschichte. Maia Vidal entspricht in jeder Beziehung dem Klischee „niedliche Sängerin und Songschreiberin aus Williamsburg“. Die 24-Jährige begann in einem Girl-Punk-Trio namens Kiev, um danach als Your Kid Sister ihren Kinderzimmer-Helden Rancid zu huldigen, indem sie ausschließlich deren Songs spielte.

„God Is My Bike“ ist nun das Debütalbum der New Yorkerin unter dem Namen Maia Vidal. Viele Songs tragen französische Titel (Maias Vater ist Franzose), werden aber englisch gesungen. Das passt zu den fragil behutsamen Arrangements, in denen Xylofon, Kinderklavier und Blockflöte eine wichtige Rolle spielen. In „Je suis tranquille“ kommen aber auch dräuende, fast schon unheimliche Streicher und eine marschierende Snare Trommel zum Einsatz – selbst im Feenland kann man offenbar schnell mal in einen Albtraum abdriften, der in diesem Fall sehr an die Songs von Keren Ann erinnert.

So düster wird es bei „God Is My Bike“ nur selten. „The Waltz Of The Tick Tock Of Time“ klingt nach trippelnden Zehen im feuchten Gras eines Juni-Morgens – gezupfte Violinen-Saiten, hell klingendes Glockenspiel und die zarte, aber modulationsreiche Stimme der Sängerin. „The Alphabet Of My Phobias“ könnte aus einem Film von Miranda July stammen, ist nachdenklich, ohne dabei den optimistischen Glauben an das Schöne und Gute zu verlieren. Oft liegt hier etwas in der Luft, was man Zirkus-Atmosphäre nennen könnte, vielleicht liegt das an den vielen walzenden Songs im 3/4-Takt. Auch zu den Songs von Feist ist es von hier aus nicht weit.

Was an der New Yorker Sängerin ein wenig stört, ist ihre mädchenhafte Harmlosigkeit, der sehr hohe Kuschelfaktor. Trotzdem sind die Lieder durchweg hübsch und originell und, wenn man ehrlich ist, gibt es Abende, an denen „God Is My Bike“ besser wärmt als ein qualmendes Kaminfeuer. Man muss allerdings in der entsprechenden Stimmung dafür sein. (Crammed Discs) Jürgen Ziemer

Beste Songs: „“Je suis tranquille“, „The Waltz Of The Tick Tock Of Time“

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