Mantasy :: Eine elegante elektronische Expedition ins Ich des Edel-DJs

Das ist so eine Sache mit den Produzenten-DJs: Nachts im Club sind sie mehr oder weniger geniale Dienstleister, die dafür zu sorgen haben, dass der Laden brummt und der Getränke- oder auch der Drogenumsatz stimmt. Dafür werden einige von ihnen fürstlich entlohnt. Auch unterhalb der Luxus-Kategorie eines David Guetta sind Abendgagen von 10.000 Euro durchaus üblich. International betrachtet, versteht sich. Michael Mayer, DJ, Produzent und Vertriebschef des Kölner Elektro-Indie-Labels Kompakt nimmt in diesem Gagen-Ranking eine entspannte Mittelposition ein. Das bedeutet, er kommt mit seinen Gigs zwischen Montreal und Mailand komfortabel über die Runden, ohne für russische Waffenhändler in einer Großraumdisco in Omsk den dekadenten Glitzerbär geben zu müssen. Derart korrekt verdrahtet, kann sich der multibeschäftigte Mayer natürlich lässig acht Jahre Zeit lassen, nach „Touch“ ein nächstes Soloalbum fertigzustellen. Kooperationen mit Superpitcher oder DJ-Kumpel Tobias Thomas mal außen vor.

Bei „Mantasy“ geht es nach Aussagen des Maestro „vor allem um meine Liebe zu Soundtracks oder soundtrackhafter Musik“. Eine sogenannte Listening-electronic-Platte also, bei der weder der gerade 4/4-Takt noch eine darüber gelegte Soulstimme den Ton angeben. Vielmehr windet sich Mayer durch einen Ozean der Klänge und klingt dabei wie Yello („Rudi Was A Punk“) oder bei „Sully“ wie Ambient aus der Wellness-Oase. Dieser Fünfminüter zum Auftakt hätte auch gut von den tiefenentspannten Düsseldorfer Synthiegurus der späten Siebziger stammen können. Like Michael Rother never happened.

Für Mayer spricht, dass er sich keineswegs mit einer Soundidee zufriedengibt: Das Titelstück erinnert etwa an Giorgio Moroders Pluckerdisco und der Rausschmeißer „Good Times“ setzt zwar nicht vordergründig auf den gleichnamigen Welthit von Chic, ist aber durch den Gesang von Who-Made-Who-Frontmann Jeppe Kjellberg durchaus Discopop-kompatibel. Mayer bezeichnet seine 2012er-Soloarbeit als einen „Egotrip“. Alles in allem ein durchaus gelungener.

(Kompakt) Ralf Niemczyk

Torpus & The Art Directors

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