Mark Knopfler & Emmylou Harris

All The Roadrunning

Mercury (Universal)

Eine Kooperation aus Freundschaft, entspannt und glaubwürdig.

Unprätentiös, urgh. Top 5 der Geht-gar-nicht-Begriffe. Hängt zwischen Langeweile-GAU und dröger Gutmenschelei. Paßt aber. Wie er schon dastand, damals. Das einst stolze Königreich wurde avanti dilettanti in Trümmern gebrüllt, und er tupfte ärmellos mit Plektrum und Nägeln lässige Stratocaster-Licks nach Art Lonnie Johnsons. Der ganze Kerl: ein Affront gegen den Geist der Ära. Lakonisch gegrummelte Stories statt gleißenden Aufruhrs, Nicht-Frisur statt Style. Mir hat das gefallen. Na, ich habe Ende der 70er Jahre auch Liederjan gehört, einmal sei das zugegeben, ab morgen wird feste abgestritten. Und natürlich der Name. (Nein, der „Rüdiger“ aus „Golden Heart“ ist mir unbekannt.) Irgendwann hat Knopfler seine Tiefentspannung in Straits, Soundtracks, Studiojobs und Solos erklärt:

„Ich bin einer der glücklichen Menschen, die wirklich genießen, was sie tun.“

In den letzten sieben Jahren war er wohl vor allem happy, wenn er mit Emmylou Harris zusammen war. „Wir haben die Songs immer aufgenommen, wenn wir irgendwo ein bißchen Zeit abknapsen konnten“, berichtet er über die Entstehung der zwölf Lieder. Und auch die Grand Ol‘ Lady des Country, gerade für „The Connection“ mit ihrem zwölften Grammy geehrt und dank „Duett“, „Trio“ und „Trio II“ sehr vorerfahren, sagt zur Kooperation Sätze mit „das Schönste überhaupt“, „einer der größten Künstler unserer Zeit“ und „mein Leben lang dankbar“. Wie klassisch die Klänge kontrastieren, sein rauchiger und ihr kristallener, in traditionellen Songs mit traditionellem Instrumentarium, in Balladen und Bluegrass und Countryrock. Naschzeug aus Harris‘ Zuckerbäckerei („Rollin‘ On“) steht da neben swingenden Shuttles nach „Walk Of Life“-Muster („This Is Up“, „Right Now“) und dem im 6/8-Takt walzernden Celtic-Folk des Titeltracks.

„I love you, that’s all that really matters if this is goodbye“, lassen sie in der Schlußhymne die Todgeweihten der Türme ihren Angehörigen große letzte Worte am Handy sagen. Liest sich grausam, ja. Gesungen glaube ich den beiden das und das meiste andere auch. Kann aber an mir liegen.