Mark Knopfler :: Ragpicker’s Dream

Überraschung: Der Nuschler singt und wärmt das Herz

Vor journalistischer Originalität nicht gerade strotzend, erst einmal alle Vorurteile und Truismen, Mark Knopfler betreffend, aufgezählt: Niemand braucht ein neues Knopfler-Album, es reicht eigentlich, die erste Dire Straits-Platte zu besitzen, der Mann ist ein Langweiler, ein Mucker, der Musik für Mucker und Langweiler macht Überraschungen wird’s da keine mehr geben.

Auch auf „The Ragpicker’s Dream“ erfindet er weder sich noch die Rockmusik neu, und doch ist vieles anders. Die charakteristische Knopfler-Gitarre taucht zwar auf, ist aber längst nicht so präsent wie auf „Sailing To Philadelphia“ oder den Dire Straits-Alben. Gerade die akustisch gehaltenen Stücke sind sehr schön. Und er singt! Der Batjazz „A Place Where We Used To Live“ ist das bezauberndste Stück, das Knopfler jemals schrieb (ja, schöner noch als „Tunnel Of Love“).

Ansonsten gefallen vor allem die Stücke, bei denen sich amerikanische Herkunft auf musikalischer mit britischer Herkunft auf textlicher Ebene vermengen, die sich anhören, als seien sie schon einige hundert Jahre alt: „Fare You Well Northumberland“, „Marbletown“ oder der „Hill’s Farmer’s Blues“. Und als guter und humoriger Erzähler hatte Knopfler ja schon immer was von einem alten Bluesmann. Traditionsbewusst auch das „King Of The Road“-Remake „Quality Shoe“ und „Daddy’s Gone To Knowxville“-Jimmie Rodgers-style. Selbst einige Modernismen wollen ihm, wie beim leicht angefunkten „Coyote“, gelingen. Ausfalle wie das Stück zur britischen Serien-Neuauflage „Auf Wiedersehen, Pet“, „Why Aye Man“, bleiben die Ausnahme.

Ahnlich wie Van Morrisons letztes Album ist „Ragpicker’s Dream“ ein altmodisches Album, das das Herz wärmen kann. Für ein Knopfler-Wferk ist das schon überraschend genug.

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