Marlene Streeruwitz :: Nachkommen

Nelia Fehn wirkt wie eine Seiltänzerin – immer in der Angst gefangen, im falschen Moment in den Abgrund zu kippen. Und wenn dann das Glück kommt, kann sie es kaum fassen: Als ihr Debütroman auf der Shortlist des deutschen Buchpreises auftaucht, erfasst sie auf der Buchmesse unversehens die Wucht der Medienwelt. Dabei hat die 17-Jährige ganz andere Sorgen. Ihre geliebte Mutter ist gestorben und ihr verschollen geglaubter Vater taucht auf, um das Bild der mütterlichen Ikone zu revidieren. Streeruwitz entwirft mit zartem Timbre die einfühlsame Charakterstudie einer haltlosen Nomadin, die auf der Suche nach dem eigenen Ich ist. Die feministische Gesellschaftskritik dieses Romans, der es immerhin auf die Longlist des deutschen Buchpreises schaffte, wirkt bisweilen plakativ, Nelias innere Stagnation lähmend. Nelias Blues packt uns eben weniger im Kopf als stimmungsvoll im Herzen. (S.Fischer, 19,99 Euro)

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