Mew – And The Glass Handed Kites

Eine ganz seltsame Musik ist das, die sich die Dänen Mew für ihr daheim schon lange erhältliches Debüt ausgedacht haben. „Great melancholic pop“, schreibt die „Times“ in Ermangelung spezifischer Termini, „The best new prog-band in the world“, findet „Mojo“ wie üblich Superlativ, und der „NME“ spricht von einem „dazzling post-prog opus“. Das Wort progressiv muß also fallen, um die düster sehnenden, wachtraumartigen Liedgebilde der Herren Bjerre, Madsen, Wohlert und J0rgensen zu charakterisieren. Und tatsächlich ist das Hirngespinstige, melodisch Unorthodoxe und Architektonische der Ausgangspunkt für Mew und ihre Glasdrachen. Aber wie sich das hier mischt mit mondsüchtigen, oft im Falsett gesungenen Popmelodien, das ist unerhört – und die eigentliche Überraschung. King Crimson und REO Speedwagon? Nicht ganz verkehrt. Porcupinc Tree und Sigur Rös? Die richtige Fährte. Auch Muse werden gelegentlich als Vergleich genannt, obwohl von der überkandidelten Hysterie der Briten hier keine Spur ist. Die Singles „Apocalypso“ und „Special“ etwa leben von derart dramatischen Melodien.

Insgesamt präsentieren Mew ihre vielen Ideen und Stilverweise – amerikanischer MOR-Rock der 80er, Synthie-Pop, der Prog der 70er Jahre – immer auf der Grundlage derselben Klänge und Arrangements, was diese Platte zu einem Gesamtwerk werden läßt, in dem man einzelne Lieder zunächst gar nicht unterscheidet (zumal es keine Pausen gibt). Dunkel trottende Trommeln, eine etwas lapidar, Fripp-artig gespielte Gitarre, dazu jede Menge analoger Keyboards und vielfach getürmte Gesangsharmonien, so gehen hier die Lieder. Der Prolog „Circuitry Of The Wolf“, der windschiefe Grabgesang „A Dark Design“, das vertrackte „An Envoy To The Open Fields“ – Mew spielen immer mit demselben Grundgefühl. Und zelebrieren eine Art Messe für den Übergang zwischen Wachen und Schlafen, hypnotisch, selbstvergessen, unbedingt betörend. Dieser Drachen soll steigen!

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