Michael Wildenhain :: Das Lächeln der Alligatoren

Noch mal die deutsche Misere im Herbst. Da gibt es einen feingeistigen Nazi-Mediziner, einen Wiedergänger Mengeles, der nie für seine Untaten bezahlt hat, eine erotisch-taffe Terroristenbraut, und zwischen ihnen steht Matthias, der Ersteren zum Ziehvater bekommt und sich in Letztere verliebt, aber vom Doppelleben seiner Bezugspersonen nichts ahnt. Das rächt sich. Der Leser weiß es schon früh, weil er von Wildenhain auf die Fährte gesetzt wird und so einerseits gespannt lauert, andererseits aber auch bald beeindruckt davon ist, wie artifiziell der Autor diesen komplexen, auf verschiedenen Zeitebenen spielenden Plot abspult. Er will einen realistischen Roman schreiben, aber die Handlung liest sich so künstlich, dass sich die Frage nach ihrer Plausibilität schon bald nicht mehr stellt. Das nimmt dem Buch etwas von seiner Wirkung. Man weiß jederzeit, man liest hier nur eine Geschichte – wenn auch eine großartig arrangierte

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