Mojave 3 – Excuses For Travellers :: Schön elegischer Romantizismus von dem Quintett aus England

Der erste Track ist betörend. Weich und warm schmiegt sich eine Melodie an Worte voller Wehmut und romantischer Verklärung. „So I stood at the Station/ With a plan and a pocket of poems/ Heroically tragic/ Bearded and blind with obsession.“ Die Pedal Steel schwelgt, unendlich langsam, fast gravitätisch fallen die Sätze, eine Erinnerung gewinnt Kontur, vage nur, wie durch Milchglas. „Oh my heart“, tremoliert Neil Halstead, „it just feil apart.“ Karamelisierte Literatur? Kitsch pur? Na und? AI Stewart war darin Meister, vor mehr als 30 Jahren. Bedsitter Images“ und „Love Chronicles“ hießen seine Alben, die nur so richtig Sinn machten, wenn man sie bei Kerzenschein genoss und dazu Tee trank mit etwas Honig. So ist dieser Opener titels „In Love With A View“.

Den restlichen Tracks fehlt es leider oft an vergleichbarer Schlüssigkeit. Die Rhythmik ist fast durchweg schleichend, die Lyrik beschwört Bilder herauf aus glücklichen Tagen, die lange zurückliegen, und ein umfangreiches Arsenal akustischer Instrumente macht die Tristesse aufs Hübscheste hörbar: Banjo und Trompete, Posaune und Flügelhorn. Ein wenig schläfrig klingt manches, juvenil und halbgar. Dabei sind die Musiker des englischen Quintetts so jung nicht mehr, haben bereits andere Bands durchlaufen. Ohne messbaren Erfolg freilich. „You look so young and you talk so old“ singen sie in „My Life In Art“, doch verhält es sich hier eher umgekehrt. Romantizismus ist ein Vorrecht der Jugend. Rimbaud und so. Im reiferen Alter gerinnt er nicht selten zur Pose. Wenn auch, wie auf „Excuses For Travellers“, zu einer wohl gestalteten und genüsslichen. Wenn man Pastell töne mag.

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