MOODS :: TONTRÄGER

Future Bible Heroes Partygoing **** Woog Riots From Lo-Fi To Disco *** Washed Out Paracosm **** The Cairo Gang Tiny Rebels **** Spider John Koerner What’s Left Of Spider John ***1/2

Man konnte „Love At The Bottom Of The Sea“, dem letzten Album der Magnetic Fields, schon anhören, dass Stephin Merritt sich nach den Ausflügen ins handgemachte klassische Songhandwerk wieder mehr für elektronische Sounds interessierte. Da ist die Reanimierung der Future Bible Heroes nach zehn Jahren Pause nur konsequent. Dieses Projekt ist ja eine Art amerikanische Entsprechung zu den Pet Shop Boys -schlaue Texte und melancholische Melodien werden mit, sagen wir: schlichten, teilweise tanzbaren synthetischen Sounds und Beats unterlegt. Für den Chris-Lowe-Teil sorgt hier, wenn man so will, Chris Ewen, Merritt teilt sich den Gesang mit seiner ständigen Begleiterin Claudia Gonson. Ein Konzept oder eine durchgängige Narration, wie sie bei den Magnetic Fields üblich ist, gibt es nicht auf „Partygoing“, die Songs drehen sich grob gesagt um den Mangel an Liebe bei gleichzeitigem Überfluss an Alkohol, dazu gibt es Exkurse zu Suizid und anderen Todesarten. Und da Merritt schon immer Wege fand, diesen klassischen Songwriting-Themen originelle, noch unbesungene Aspekte abzugewinnen, und er sich zudem bei diesen Liedern in misanthropischer Topform befindet, möchte man bei der Party, auf der diese Lieder laufen, gerne dabei sein. (Merge/Cargo)

Das Duo Woog Riots ist durchaus artverwandt mit den Future Bible Heroes. Nicht nur, weil die weibliche Hälfte, Silvana Battisti, manchmal eine ähnliche Stimmfarbe hat wie Claudia Gonson. Auf „From Lo-Fi To Disco“, das neue und rare Stücke vereint, ist der Titel Programm; es knistert und groovt, akustische Gitarren schrummeln gegen Elektronik und Beats, Anti-Folk vermählt sich mit Twee-Pop und Tanzmusik, die mal deutschen, mal englischen Texte changieren zwischen Dada und Konzeptkunst. Zudem werden The Times, Camper van Beethoven und Adam Green charmant gecovert. (Lo-Fi/Broken Silence)

Kommen wir vom Lo-Fi zum Glo-Fi (manche sagen auch Chillwave dazu) – so kategorisierte man vor ein paar Jahren den psychedelischen Elektro-Pop der auf den Spuren von Panda Bears „Person Pitch“ wandelnden Acts mit sprechenden Namen wie Neon Indian oder Memory Tapes. Auch Ernest Greenes ebenfalls programmatisch benanntes Projekt Washed Out wird diesem Genre zugerechnet. Seine Vorliebe für verwaschene Ambient-Sounds kann man auch auf den wundervoll entspannten Stücken des zweiten Washed-Out-Albums „Paracosm“ nachhören. Die Sechziger, inszeniert als versunkenes Königreich. (Domino/Goodtogo)

Emmett Kelly, der schon manchen Bonnie-Prince-Billy-Track mit seiner Gitarre veredelte, spielt als The Cairo Gang eine ganz ähnliche Musik -nur analog, ohne elektronische Verfremdung. Das gerade mal knapp 20-minütige neue Werk „Tiny Rebels“ klingt wie das Album, das die Byrds zwischen „Younger Than Yesterday“ und „The Notorious Byrd Brothers“ hätten machen können. Psychedelischer, mit Jingle-Jangle-Gitarren verfeinerter Folkrock der allerfeinsten Sorte. (Empty Cellar)

Das Hornbeam-Label taucht ebenfalls tief in die Vergangenheit ein. Im vorigen Jahr holten die Briten den Banjo-Spieler und Sänger Tom Paley mit dem wundervollen Album „Roll On, Roll On“ wieder an die Oberfläche, jetzt veröffentlichten sie ein neues Werk von Spider John Koerner; wie Paley ein wichtiger Protagonist der Folkszene von Greenwich Village und ein Vorbild des jungen Bob Dylan. Auf „What’s Left Of Spider John“ singt und pickt der 74-Jährige Traditionals und eigene Folk-Blues-Stücke. Eine spontane viertägige Session mit Chip Taylor Smith (Fiddle, Perkussion, Klavier), aufgenommen in Mono. (Hornbeam)

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