Morrissey :: Kill Uncle

Die von Moz revidierte Version des ungeliebten Albums von 1991

An dem allgemein als misslungen geltenden zweiten Soloalbum erkennt man die Verzweiflung und Vergeblicheit der Morrissey-Debatte: Nach Morrisseys Remedur, zwei weiteren Songs, veränderter Tracklist und ausgetauschtem Cover streitet die Kritik noch immer um eine Platte, die es nicht wert ist. Die Produzenten Clive Langer und Alan Winstanley hatten in den 80er-Jahren eine famose Serie mit Alben für Madness, Elvis Costello und Lloyd Cole (deren Meriten später auch angezweifelt wurden), und der Songschreiber Mark E. Nevin hatte gerade mit Fairground Attraction auf sich aufmerksam gemacht. Es war eine gute Idee, „Asian Rut“ um elegische Bläser und Geigen zu ergänzen und den Song als Trauermarsch zu inszenieren. „King Leer“ funktioniert als Pop-Stück mit lustigem Vaudeville-Klavier. Wahrscheinlich wollten Langer und Winstanley eine britische, womöglich makabre Platte machen, wie „The Harsh Truth Of The Camera Eye“ andeutet, und Nevin tendierte zum Folk und Fifties-Schwof. Aber es ging nichts zusammen: Das Torkelnde und Burleske, das bei Madness von Mike Barson forciert wurde, passt nicht zu Morrisseys klassischem Vortrag. Und der sorgsam aufgesetzte Lärm von „Mute Witness“ und „Found Found Found“ erinnert nur schmerzlich an „The Queen Is Dead“ und „How Soon Is Now“.

Andererseits: Das zart pochende „Driving Your Girlfriend Home“ ist hübsch. Und dass die Songs nicht giftig und wortmächtig genug sind, ist dem Dichter selbst anzulasten. Der hat sich für eine Live-Fassung von „There’s A Place In Hell For Me And My Friends“ entschieden, das Stück von der letzten an die vorletzte Stelle verschoben und das gravitätische „(I’m) The End Of The Family Line“ an den Schluss. Gemache und Getue! „Kill Uncle“ ist keine hassenswerte Platte. Sie ist bloß gescheitert. (Parlophone/EMI) ARNE WILLANDER

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