München :: Steven Spielberg

(Start 20.1.) Spielberg polarisiert – noch immer und immer mehr, seitdem er sich von der verspielten Phase seiner mittleren Jahre verabschiedet hat. Zwar dreht er weiterhin bedeutungsloses Entertainment wie „Catch Me If You Can“ und „Terminal“, mit „Der Soldat James Ryan“ und zuletzt „Krieg der Welten“ jedoch auch Werke, die meisterlich auf dem schmalen Grat zwischen effektiver Unterhaltung und erschütternder Gewaltdarstellung balancieren. Nun schildert er mit „München“ die Vergeltung des Mossads an den Drahtziehern des Schwarzen Septembers, als Palästinenser bei den Olympischen Spielen 1972 elf israelische Sportler getötet haben. Für kritisches Geplärre sorgt zunächst, daß Spielberg sich für die Hintergründe offenbar auf zweifelhalte Quellen gestützt hat. Und daß die Hauptfigur Avner (Eric Banal, Chef einer fünfköpfigen Killertruppe, bald an Rechtmassigkeit, Sinn und Moral der Rachemission zweifelt und darüber paranoid wird. Am Ende steht er in New York, und man sieht das World Trade Center. Spielberg thematisiert den Kreislauf des Lebens, die Spirale der Gewalt. Ständig wird gekocht und gegessen, Avners Frau erwartet ein Baby. Die Attentäter werden zu Opfern, die Rächer später selbst zur Zielscheibe. Sie sind keine Superagenten. Den ersten Verdächtigen knallen sie nervös in einem Hausflur ab, er fällt auf seine Einkaufstüte, aus der roter Saft und Milch fließen. Das ist ein beklemmender Hitchcock-Moment, wie auch der Anschlag, bei dem sie einen Sprengsatz in einem Telefon installieren, aber die kleine Tochter des Mannes den Hörer abhebt. Atmosphärisch orientiert an „French Connection“ und dem europäischen Polit-Thrillcr der 70er Jahre, ist Spielberg damit eine packende Parabel gelungen. 3,5

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates