Neil Diamond – The Early Songs Of Neil Diamond

Von Songschreibern, die als Angestellte eines Musikverlags für ein monatlich fixes Entgelt (zuzüglich Renten-, Krankenkassen-und Pflegeversicherungs-Beiträge?) in ihr Büro gehen, um dort an den möglich nächsten Hits zu tüfteln, hat man schon lange nichts mehr gehört. Dabei war das noch zu Zeiten von Brill-Building-Mogul Don Kirshner bekanntlich ein ehrenwertes Gewerbe.

Auch Neil Diamond ging dem ab 1959 mit zunächst relativ bescheidenem Erfolg für etliche Jahre nach. Der Columbia-Verlag April Blackwood engagierte ihn 1962 für 75 Dollar die Woche quasi als Miet-Schreiber. So richtig ins Geschäft kam er dann drei Jahre später, als ihn die schon etablierten Ellie Greenwich/JefF Barry entdeckten, für richtig talentiert hielten, darum den Kollegen Jerry Leiber/Mike Stoller vorstellten und dann seine Singles für das Bang-Label von Bert Berns produzierten. Der betrachtete wiederum Neil Diamond als ein kommendes Teen-Idol. Hits in Serie schüttelte der tatsächlich nicht nur für seine eigenen Platten aus dem Ärmel, sondern auch für andere wie Jay & The Americans und die Monkees. Ab sofort wurde man auch im fernen England auf das so erfolgreiche Jungtalent aufmerksam. Lulu schaffte es dort mit „The Boat That I Row“ auf Platz 6 der Hitparade, und die Hollies kamen mit „I Can’t Let Go“ glatt auf Platz 2.

Es war der Beginn einer Karriere, die so richtig abhob, als Neil Diamond erst einmal – wie auch Van Morrison

aus dem Würgegriff und Knebelvertrag von Bert Berns freikam, und

nach einem vorübergehenden Knick in derselben – mit Hilfe neuer Produzenten und mit Songs wie „Sweet Caroline“, „Holly Holy“ und „Touching You, Touching Me“ zum Popstar avancierte. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität wähnte er sich allen Ernstes größer als Beethoven. Kein Pop-Idol dokumentierte je schlimmeren Größenwahn als Neil Diamond, der erklärte, er träume nicht davon, George Gershwin zu sein, sondern Beethoven, Tschaikowsky und Robert Frost.

Wie bei der Songwriter-Serie von Ace Records üblich, präsentiert man von den zwei Dutzend Songs nicht unbedingt die bekannten Hit-Versionen, sondern lieber schon mal bemerkenswerte weniger bekannte. Also „Red Red Wine“ in der Reggae-Version, die Tony Tribe 1968 in England aufnahm, die wiederum Blaupause für ÜB 40 wurde. „Girl You’ll Be A Woman Soon“ in der Aufnahme von Chris-Blackwell-Schützling Jackie Edwards, der ansonsten für Hits der Spencer Davis Group zuständig war. „I’m A Believer“ nicht von den Monkees, sondern den Four Tops, „Sweet Caroline“ in einer hübschen Version von Bobby Womack. Lulu („The Boat That I Row“), Billy Fury („Where Do You Run“), Cliff Richard („Just Another Guy“) und Deep Purple („Kentucky Woman“) waren damals in England dankbare Abnehmer von Diamonds Vorlagen.

Aber die Monkees fehlen natürlich nicht, sind mit „Look Out (Here Comes Tomorrow)“ vertreten.

Ganz so konsequent folgte man dem besagten Auswahlprinzip im Fall von „Wild Thing- The Songs Of Chip Taylor“ {3,5) dann doch nicht. Deswegen findet man hier das berühmte „Wild Thing“ nicht in der Aufnahme der Jimi Hendrix Experience, sondern im Original von den Troggs. „Angel Of The Morning“ in der Urfassung von Merrilee Rush. Und „Try (Just A Little Bit Härder)“ nicht in der vielen wohl geläufigeren Aufnahme von Janis Joplin, sondern der von Produzent Jerry Ragovoy für Lorraine Ellison erbetenen Version. Zu Chip Taylors prominenteren „Kunden“ zählten damals Aretha Franklin, Peggy Lee, Little Eva, Reparata & The Delrons und Dusty Springfield. Einen seiner besten frühen Songs – „Son Of A Rotten Gambier“ – nahmen später die Hollies auf. (ACE/SOULFOOD)

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