Ocean Colour Scene – North Atlantic Drift :: Sanctuary

Und dann waren da noch Ocean Colour Scene. Echtes Schrot und Korn und nie verlegen um einen Oh-la-la-Chorus. Also eine von der Kritik nicht gerade verzärtelte Band. Aber bitte sehr, waren da nicht in all der Zeit Hits und proper gefüllte Stadien? Vor allem aber viel ehrliche Arbeit. Können doch Ocean Colour Scene nichts dafür, dass für Handwerkerethos und Kumpelgeist heute keine goldenen Ehrenurkunden mehr ausgestellt werden.

Dafür dürren die vier Musiker mit Genugtuung darauf verweisen, dass ihre Musik auch im 14. Karrierejahr den treuen Fans wirklich was bedeutet. Wie das tägliche Brot und das abendliche Bier, und auf „North Atlantic Drift“ finden sich wieder hymnische Chorusse mit diesem leichten Vibrato von Sänger Simon Fowler, das kleine Jungs ganz kirre machen kann – ob sie nicht doch lieber Rockstar werden wollen statt Bankkaufmannlehrling? Nicht mal die Mädchen haben was dagegen, bei den hübschen Midtempo-Balladen mit eingebauter Wunderkerzengarantie. Mit irgendwelchen Modernismen wird hier sowieso niemand verschreckt. Dafür gibt’s ein paar kleine Träume vom Grand Canyon des amerikanischen Mainstream. Letzteres muss wohl mit dem Plattentitel zusammenhängen. Auch eine Art von Bewegung.

Ocean Colour Scene sind eben pfundiger Mopedfahrer-Rock. Noch schöner weht einem dabei der Wind der großen Freiheit um die Nase, wenn in der Tasche schon der Bausparvertrag knistert. Da kann man ruhig und sorglos mit älter werden. Sein Haus bauen. Gleich neben dem der Eltern. Die glory &passion der Bodenhaftung. So eine Band ist das. Wären sie nicht aus Birmingham, könnte man sich Ocean Colour Scene gut als Vertrauenskapelle von der Schwäbischen Alb vorstellen. Nicht zeitgemäß? Schauen Sie sich doch um: Das ist wieder die Zukunft.

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