Pajo – Pajo

Wer aufmerksam war, konnte in den letzten Jahren allerhand Neues von David Pajo hören bzw. sehen und das, obwohl sein letztes Album unter dem Namen Papa M schon fast vier Jahre alt ist. Pajo spielte bei Billy Corgans Totgeburt Zwan, machte fast ein Dutzend Singles und hatte noch Zeit zur Retrospektive. So erschien eine Kompilation mit alten Stücken, die er unter dem Namen Aerial M herausgebracht hatte, und er stand wieder mit den Postrock-Helden Slint auf der Bühne.

Man war etwas verwirrt, in welche Richtung es denn nun weitergehen könnte. Zurück zum dynamischen Laut-leise-Postrock, zum ambienthaften Intrumentalsound oder weiter auf den Spuren, die Pajo als Papa M auf den exzellenten – „One“ bis „Six“ betitelten – Singles der letzten zwei Jahre, auf denen er sämtliche Folktexturen abklapperte, hinterlassen hat? Der Name, unter dem uns der Künstler nun erscheint, gibt darüber keinen Aufschluß: Pajo heißt der Künstler, „Pajo“ heißt die Platte. Wenn Künstler ihren Platten den eigenen Namen geben, tappt man schnell in die Identifikationsfalle, sucht nach Introspektion, spricht vom „persönlichsten Album bisher“ und diesem ganzen Authentizitätsmumpitz, der gerne über dem Songwriter-Genre ausgegossen wird.

Mit Computer und einigen Gitarren hat David Pajo diese zehn Songs aufgenommen, die alle wesentlich durchlässiger und leichter klingen als das Papa M-Oeuvre. Laptop-Folk also, als hätte Aerial M Papa M produziert. Songformat – aber ätherisch. So ist „Pajo“ keine Reduzierung auf die Essenz was immer das auch sein soll -, sondern eine Vermählung der musikalischen Pajo-Identitäten der letzten Jahre. Und das ergibt ja auch Sinn, warum sollte Pajo weniger sein als die Summe seiner einzelnen Teile?

Es ist eine flüchtige Verbindung, zu der die Zutaten auf „Pajo“ reagieren. Synthesizer halten die simplen Folksongs in der Schwebe. Haben die Lieder etwas mehr Gewicht wie das unwiderstehliche „High Lonesome Moan“ und das wundervolle „Icicles“, muß man ein bißchen schlucken. War das nicht gerade Elliott Smith? Da ist man fast erleichtert, daß der verrauschte Appalachen-Folk „Mary Of The Wild Moor“ einen wieder ins vertraute Papa M-Land zurückholt. Das spannendste Stück steht am Ende: „France“. Pajo als Geschichtenerzähler, wie wir ihn aus den morbiden Folksongs von „Whatever Mortal“ kennen – allerdings vor einem Ambient-Track. Als fielen die verschiedenen Zutaten dieser Platte am Ende wieder auseinander.

Ein Popalbum, von dem man nie gedacht hätte, daß David Pajo es mal machen würde. Dabei lag es so nahe. Man hätte nur seine unterschiedlichen musikalischen Identitäten zusammendenken müssen.

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