Paul Weller :: As Is Now

Er hat sich durch die prekären mittleren Jahre gearbeitet, nun ist er beim erfüllten, beseelten Spätwerk angekommen. Schon auf „Illumination“ gibt es Momente der Entrücktheit, des vollkommenen Glücks, etwa im improvisierten „One X One“, das sich wie absichtslos zum Mantra aufschwingt, oder in „Going Places“. Bei Paul Weller ist das Altern so dramatisch, weil er ganz jung begonnen hatte und mit 24 Jahren The Jam auflöste, um noch einmal von vorn zu beginnen. Als er 34 war, erschien seine erste Solo-Platte. Mit 35 wurde er zum ersten Mal wiederentdeckt.

„As Is Now“ ist das reiche, reife Resümee seines Schaffens, das Werk eines Mannes auf der Höhe seiner Kunst. Weller, der unbeugsame Instinktmensch, Gefühlsvirtuose und Wutkopf, war stets ganz und gar Musiker, seine Liebe gehörte dem R&B und dem Soul. Noch seine politisch motivierten Songs – „Internationalists“, „Shout To The Top“, „Walls Come Tumbling Down“ – waren zutiefst sentimentale Bekenntnisse, diese Lieder handelten vom Jungsein, vom Dagegensein, vom Leben im Jetzt. Im Grunde suchte Weller stets das Zuhause in der Liebe und in der sensualistischen Welt von „Wild Wood“: die Natur als Metapher und Refugium, der Biber, der Berg, die Sonnenblume, der Mond. Denk daran, wie wir begannen. Weller ist ein ekstatischer Mönch.

„As Is Now“ beginnt mit ungeheurer Kraft und drei von Wellers besten Stücken überhaupt: „Blink & You’ll Miss It“, „Paper Smile“ und „Come On Let’s Go“, konzis, schnell und melodieselig. In „Here’s The Good News“ und „The Start Of Forever“ hat er Bläser arrangiert. „Pan“ und „All On A Misty Morning“ feiern mit Piano, Streichern und akustischer Gitarre die Natur, „From The Floorboards Up“ ist ein Handstreich in zweieinhalb Minuten, „I Want To Make It Alright“ gewispertes Weller-Süßholz, „Savages“ noch eine emphatische, indes zornige Ballade, „Fly“ ein lindes, inniges Liebeslied mit tosendem Finale, „Roll Along Summer“ wiederum eine berückende Beschwörung der Jahreszeit (mit Saxophon-Solo), auch eine Reminszenz an „Long Hot Summer“.

Am Ende knackt sieben Minuten lang, im großartigen, sehnsüchtigen „Bring Back The Funk“, der Groove wie seit „Money-Go-Round“ nicht. Weller ruft die verlorene Zeit ‚wach: „Once upon a time there was a time that was/ When the brightest half of the sky/ Let us know we were loved/ And it was a feeling/ Old and gold and bold and beautiful/ Something noble, something lost/ Safe yet mercurial.“ Und „The Pebble And The Boy“, elegisch mit Cello und Piano arrangiert, ist die ehrfurchtgebietende, schmerzlich schöne Ballade, das besinnliche Erbauungsstück, das auf „Confessions Of A Pop Group“ nicht gelang.

Der große Unzeitgemäße, der knorrige Gemütsmensch bricht einem das Herz mit dieser emphatischen Platte. In ihr sind alle Motive aufgehoben, die Wellers wehmütige Kunst der Vergegenwärtigung je ausmachten. Ein Manifest der Inspiration, die Summe seines Schaffens. Old and gold and bold and beautiful.

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