Pete Townshend – Anthology

Es bleibt ein Rätsel, wie Pete Townshend sentimentalen Schund wie „A Friend Is A Friend“ neben schnaufendem Rhythm & Blues wie „Face To Face“ produzieren konnte. Die Schnulze aus dem schauerlichen Musical „Iron Man“ -Randy Newmans „You’ve Got A Friend In Me“ erschreckend ähnlich – kommentiert Townshend im Booklet trocken mit „Perfect song about friendship“. Zu „Face The Face“ fällt ihm ein: „A word game. But with a message: every word has two meanings.“

Seit Jahren, zumal seit seinen Forschungsarbeiten an Kinderpornographie im Internet, muß an Townshends geistiger Gesundheit gezweifelt werden. Die beworbenen „personal track notes“ zu dieser Anthologie sind bizarre Sentenzen, wo nicht Spekulationen wie der Vorschlag zu dem emphatischen „Give Blood“: like ,Won’t Get Fooled Again‘ an anti-war song?“ Oder ein Aufruf zum Blutspenden? Klingt jedenfalls imposant, mit Dave Gilmours Gitarre wie auch bei „White City Fighting“ von derselben Platte.“I Am Afraid“, fast ein Soul-Stück mit sehr langem Gitarren-Solo (vom pathologischen Album „Psychoderelict“), lobt der Autor selbst: „One of my favourite songs of all time. Exquisite. It is brave to speak of fear.“ Ist gut, Pete. Und nun gehen wir wieder zu Bett.

Townshend ist ein schizophrener Fall, der schon früh ruppige Zynismen wie „My Generation“ ebenso hervorbrachte wie den monströsen „Tommy“-Kitsch. The Who waren spätestens 1971 ein kaputter Haufen. Seitdem gelangen Townshend nicht mehr als sieben Solo-Alben, eines davon ist ein Singspiel für Kinder. Aber immer mal wieder, insbesondere auf „Chinese Eyes“ (1982) und „White City“ (1986), gelangen dem erratischen Gitarristen erstaunliche Songs, deren Gehalt mit „Sozialkommentar“ noch zu bescheiden beschreiben wäre. „Street In The City“ vom ersten Album „Who Game First“, „Empty Glass“, „Uniforms“, „Brilliant Blues“, „Slip Skirts“ sind faszinierende Stücke der Beobachtung und Verdichtung, auch musikalisch zwingend. „My Baby Gives It Away“ ist laut Townshend ein „song about sex inside marriage when awake“. Gesangsstimmen hat Pete mindestens drei. Warum überhaupt noch das gepreßte Röhren von Roger Daltrey?

Sämtliche Solo-Alben werden im nächsten Jahr wiederveröffentlicht. Sie müssen erst noch entdeckt werden. „Who’s Next“ kann ja jeder.

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