Peter Stamm :: Nacht ist der Tag

Eine Frau wacht auf. Sie heißt Gillian. Sie liegt im Krankenhaus. Es regnet. Ihr Gesicht ist verunstaltet. Sie hatte einen Unfall. Auf der Rückfahrt von einer Silvesterparty. Ihr Mann, Matthias, ein Journalist, saß am Steuer. Er hat nicht überlebt. Am Abend vor dem Unfall hatten sie einen Streit gehabt. Wegen eines Films, auf dem sich Nacktbilder von ihr befanden. Die hat Hubert gemacht, ein Maler, den sie in ihrer Tätigkeit als Moderatorin für ein öffentlich-rechtliches Kulturmagazin kennengelernt hatte.

Stück für Stück, in schlichten, unaufgeregten Sätzen entblättert Peter Stamm diese Geschichte, bis all seine Figuren nackt dastehen. „Nacht ist der Tag“ handelt von den Masken, die wir alle tragen, und vom Gesichtsverlust, von emotionaler und physischer Blöße, Beziehungen und Entfremdung, Oft schon hat man den Schweizer Autor als Meister der kleinen Form gepriesen und seine Romane gegen seine Erzählungen ausgespielt. Manchmal auch zu Unrecht. Doch „Nacht ist der Tag“ ist tatsächlich eine meisterliche, intensive 130-seitige Erzählung und ein etwas banaler 120-seitiger Nachklapp, in dem Stamm versucht, seine kleine Geschichte wie einen Luftballon aufzublasen, bis sie ganz durchsichtig wird. Leider platzt sie vorher.

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