Phil Collins :: Going Back

Wohlfühl-Sixties-Soul: Hommage an eine unschuldigere Zeit

Für älter werdende Popstars wie Phil Collins ist der Soul der Sechziger das verlorene Paradies. Die Erinnerung ist eine an Unschuld und musikalische Naivität, die erste Liebe und die großen Möglichkeiten des Teenager-Lebens. Wer jetzt 60 wird, erlebte in seiner Jugend einen der schönsten Momente der Popmusik – das prägt.

Phil Collins macht jetzt eine Platte mit den Schlagern jener Zeit. Die Platte soll nicht viel sein, nur Rückkehr, Hommage und nostalgisches Schwelgen. Dass Collins nichts weiter will als ein schönes Gefühl – eben das machte ihn zum Popstar. Wenn Phil Collins sich wohlfühlt, tun es Millionen andere auch.

Auf „Going Back“ spielen lauter Könner altmodisch zusammen, der Klang ist gut nachgestellt, manches Arrangement sogar fabelhaft. Collins, freilich kein Soulsänger, gibt den Instrumenten mehr Raum als kürzlich Rod Steward, der sich bei seiner Soul-Revue gewohnheitsmäßig vor allem selbst präsentierte.

Sympathisch und wehmütig wirken diese Aufnahmen – Phil Collins‘ tiefe Verbundenheit mit dem alten Material ist spürbar und auf eine angenehme Art bescheiden, fast demütig. „(Love Is Like A) Heatwave“, „Standing In The Shadows Of Love“, „Papa Was A Rolling Stone“, „Jimmy Mack“ – von den Temptations und Martha & The Vandellas bis Stevie Wonder ist alles im Katalog, was man sich so wünschen kann. Ist die Platte also konsumerabel? Ja, sie ist sogar ganz schön. (Warner) Jörn Schlüter

Eric Clapton **¿

Clapton

Lau bis brenzlig: Slowhand entdeckt mal wieder den Blues.

Wenn Eric Clapton zuletzt eine Platte machte, gab es nur drei Möglichkeiten: Entweder entdeckte er zum 50. oder 51. Mal den Blues wieder, hatte ganz freiwillig Spaß mit einem prominenten, grinsenden Freund oder war „zu Hause angekommen“. Kann auch alles gleichzeitig passieren, wie auf diesem 18. Solo-Studioalbum, das von den Clapton-Totalschäden der 80er- und 90er-Jahre zwar weit entfernt ist, insgesamt aber wieder so lau wirkt wie die meisten Alben aus seiner wachsenden Kiste.

Die vielen Bluesversionen, „Can’t Hold Out Much Longer“ von Little Walter oder „Hard Time Blues“ vom ominösen Lane Hardin, sind größtenteils erstaunlich gut und brenzlig, unter anderem dank der Mitarbeit genialer alter Lurche wie J.J. Cale und Allen Toussaint. Claptons Vorstöße in den Schaukelstuhl-Jazz dagegen bleiben (anders als bei Bob Dylan) eher verschnarcht, und das hochorchestrierte Sheryl-Crow-Duett „Diamonds Made From Rain“ gerät zur sinnlosen Schnulze. Ein Grundproblem seines Werkes ist ja das Hin- und Hergerissensein zwischen der historischen Pflicht, in die der Blues ihn genommen hat, und der Suche nach dem persönlichen, ungezwungenen Ausdruck – da bringt ihn auch diese Platte nicht groß weiter.

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